28. November 2013

Die schlimmsten Momente

im Leben eines Menschen - also die, die wir eigentlich nicht wahrhaben wollen - sind genau die, die uns zu dem machen, was wir heute sind. 



Mit diesem Satz beginnt Jenny Lawson ihr Buch "Das ist nicht wahr, oder?" Ich will mich jetzt hier gar nicht lange über das Buch auslassen (es ist fantastisch, absurd, komisch, irre, abartig, verrückt und wunderbar und vor allem Blogger sollten es unbedingt lesen!), die Einleitung war es, die mich zu diesem Blogbeitrag inspiriert hat.
Jenny Lawson schlägt vor, für all diese Momente "zu danken, weil wir uns dadurch definieren, wie wir mit den unvollkommenen Momenten des Lebens umgehen. Und weil es so viel Freude bringt, sich der schieren Absurdität des Lebens zu stellen, statt schreiend vor ihr davonzulaufen."

Hinter mir liegt - es ist bald Dezember und damit Zeit für Rückblicke aller Art - ein ganzer Stapel dieser unvollkommenen, ja teils auch schlimmen Momente, Momente, die mich wirklich manchmal an Davonlaufen denken ließen.
Heute bin ich froh, dass ich nicht davon gelaufen bin.
Denn ohne diese Momente, diese Augenblicke voller Selbstzweifel, Angst, Traurigkeit, Wut und Schmerz hätte ich vieles von dem, was mein Leben heute ist, gar nicht kennengelernt.
Ohne diese schlimmen Momente hätte ich niemals erfahren, was für wunderbare Freunde ich habe.
Ohne diese Momente hätte ich einige meiner Texte nie so schreiben können, wie ich sie jetzt geschrieben habe.
Diesen schlimmsten Momenten verdanke ich wunderbare Gespräche, tolle Kontakte und einen ganzen Stapel herrlicher Bücher (ein Buchladen ist für mich das wirksamste Trostpflaster).
Aus diesen Momenten heraus ist die Energie für viele neue Projekte geflossen, seien es unser Projekt Kultur Werk statt oder unser neu gegründetes Theater-Ensemble T-Werk, seien es neue Bücher, die ich schreiben will oder witzige Marketingideen für die, die ich bereits geschrieben habe.
Aus dem Sumpf dieser Momente, in denen ich manches Mal steckenzubleiben drohte, sind ganze Arme voller Möglichkeiten geworden, die mich wieder rausgezogen haben.

Ich freue mich auf eine gemütliche romantische Kaminzimmerlesung im Coppenrath-Verlag mit all den Bloggerinnen, denen ich meinen neuen Roman vorstellen darf.
Ich freue mich auf ein wunderschönes neues Cover für diesen Roman.
Ich freue mich über die Widmung in diesem Buch, weil sie mehr aussagt, als dieser ganze Text hier es könnte.
Ich freue mich über die Erfolge, die "Tanjas BH" gerade feiert.
Ich freue mich darüber, dass im vergangenen Jahr Schulprobleme behoben, Baustellen beseitigt und Albträume verjagt werden konnten.
Ich freue mich auf einige neue Romane von mir im kommenden Bücherjahr. Ich freue mich auf viele gemeinsame Abende voller Kultur, Literatur, guten Gesprächen in unserem Projekt Kultur Werk statt.
Ich freue mich darauf, dass schon bald die Tage wieder länger werden. Und am meisten freue ich mich darüber, dass ich nicht davon gelaufen bin.

"Sterntaler, denke ich. vielleicht muss man wie im Märchen erst alles ablegen, sich ganz entblößen, Schicht für Schicht, sich entblättern, Haut für Haut, alles herschenken, bevor die Sterne vom Himmel regnen." 

(aus: Dornenherz - Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne, Jutta Wilke, Coppenrath Münster, 2014)

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