29. August 2016

#FreeWordsTurkey








Heute, am Montag, dem 29. August 2016, startet die bisher größte Aktion und gezielte Kampagne, um sich für die Meinungsfreiheit und für die Autorinnen und Autoren der Türkei einzusetzen: #FreeWordsTurkey

Im Anhang findet ihr die Pressemeldung, welche die Aktion vorstellt und  Punkt 9.00 deutschlandweit online gehen wird.

Nicht nur die gesamte Buchbranche, sondern ALLE BÜRGER werden darin aufgerufen, sich so laut sie nur können auszusprechen für Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Kunstfreiheit, und damit an unsere Politiker heranzutreten.

Ich persönlich bitte euch alle, die Pressemitteillung, die Kampagne unter dem Hashtag #FreeWordsTurkey weiter zu tragen, zu teilen, zu veröffentlichen, bekannt zu machen und vor allem auch die Petition zu unterzeichnen.

Und hier die Pressemitteilung im Wortlaut:


Petition: Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey
Bundesregierung und EU-Kommission müssen Meinungsfreiheit in der Türkei einfordern 

Börsenverein des Deutschen Buchhandels, PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen fordern von Bundesregierung und EU-Kommission kompromisslosen Einsatz für Meinungsfreiheit in der Türkei / Petition unter www.freewordsturkey.de/petition / Bundeskanzleramt mit Aktionsbotschaft angestrahlt

Frankfurt am Main / Berlin / Darmstadt, 29.8.2016 – Die türkische Regierung geht derzeit vehement gegen die Freiheit des Wortes vor. Seit dem Putschversuch vor sechs Wochen werden regierungskritische Autoren, Journalisten, Verleger und andere Medien- und Kulturschaffende massiv drangsaliert und verfolgt. Mindestens 60 Journalisten und Autoren wurden verhaftet, mehr als 130 Medienhäuser wurden geschlossen, darunter 45 Zeitungen, 29 Buchverlage und 15 Magazine. Damit spitzt sich die bereits angespannte Situation für Journalisten, Autoren und Verlage in der Türkei weiter zu.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels startet deshalb gemeinsam mit dem PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen die Kampagne „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“. Gemeinsam rufen sie dazu auf, eine Online-Petition an die Bundesregierung und die EU-Kommission zu unterzeichnen. Darin appellieren sie an Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit in ihren Entscheidungen, Handlungen und Äußerungen kompromisslos und aktiv einzufordern und sie nicht zum Verhandlungsgegenstand zu machen. Die drei Organisationen fordern die Verantwortlichen dazu auf, ihre Politik gegenüber der Türkei und anderen Ländern, in denen die Meinungsfreiheit massiv eingeschränkt wird, zu überprüfen. Außerdem fordern sie schnelle Hilfe für verfolgte Journalisten und Autoren, zum Beispiel durch die unbürokratische Ausstellung von Nothilfe-Visa.
„Die türkische Regierung greift die Meinungsfreiheit massiv an. Die Bundesregierung und die EU-Kommission dürfen dazu nicht länger schweigen. Die Freiheit des Wortes ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Die Politik muss dieses Recht kompromisslos vertreten, sie darf es nicht aufgrund von Nützlichkeitserwägungen auf Spiel setzen. Lassen Sie uns gemeinsam das Schweigen brechen und ein Zeichen für die Meinungsfreiheit setzen“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
„Die Verhaftungen, Einschüchterungen und Behinderungen von Autoren in der Türkei müssen umgehend aufhören. Wir haben das Recht und die Pflicht, für die Kollegen zu kämpfen, weil mit den gezielten Maßnahmen gegen die Presse- und Meinungsfreiheit nicht nur die türkische Demokratie massiv gefährdet wird, sondern durch die Tatenlosigkeit der europäischen Politik gegenüber diesen Vorgängen auch unsere Werte massiv beschädigt werden. Das dürfen wir nicht hinnehmen“, sagt Sascha Feuchert, Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter des PEN-Zentrums Deutschlands.
„Schweigen ist angesichts der Situation in der Türkei keine Option. Gegen die massenhafte Verfolgung von Journalisten und Autoren gilt es jetzt, klar Stellung zu beziehen. Die verfolgten türkischen Medienschaffenden brauchen unsere Solidarität und unsere praktische Unterstützung“, sagt Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen.


Gemeinsame Bewegung der Buch- und Medienbranche

Verlage, Buchhandlungen und andere Medienunternehmen unterstützen die Kampagne aktiv. Unternehmen schalten ihren Webseiten ein Bild mit der Aktionsbotschaft „Für das Wort und die Freiheit #FreeWordsTurkey“ vor. Buchhandlungen rufen ihre Kundinnen und Kunden in den kommenden Tagen mit Plakaten in ihren Läden zur Teilnahme an der Petition auf. Die drei Organisationen fordern Partnerorganisationen im In- und Ausland dazu auf, sich der Kampagne anzuschließen und die Petition zu verbreiten.

28. August 2016

Ohrfeige

Abbas Khider (c) Morgenpost.de


Ein Flüchtling betritt die Ausländerbehörde, um ein letztes Mal seine zuständige Sachbearbeiterin aufzusuchen.
Er ist wütend und hat nur einen Wunsch: dass ihm endlich jemand zuhört.

Als Karim drei Jahre zuvor von der Ladefläche eines Transporters ins Freie springt, glaubt er in Frankreich zu sein. Bis dorthin hat er für seine Flucht aus dem Irak bezahlt. In Wahrheit ist er mitten in der bayrischen Provinz gelandet. Er kämpft sich durch Formulare und Asylunterkünfte, bis er plötzlich seinen Widerruf erhält und abgeschoben werden soll. Jetzt steht er wieder ganz am Anfang.

... geschrieben hat diesen ebenso abgründigen wie warmherzigen Roman Abbas Khider. Und gelesen wird dieses Buch jetzt im Rahmen der Aktion "Hanau liest ein Buch" in der ganzen Stadt.

Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Seit 2000 lebt er in Deutschland. 2008 erschien sein Debütroman "Der falsche Inder", es folgten die Romane "Die Orangen des Präsidenten" (2011), "Brief in die Auberginenrepublik" (2013) und "Ohrfeige" (2016).
Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Hilde-Domin-Preis geehrt. Ganz aktuell erhält Abbas Khider den Spycher: Literaturpreis Leuk 2016. Abbas Khider lebt in Berlin.


Vom 16. bis 24. September 2016 lesen nun rund 60 Vorleserinnen und Vorleser an über 50 Orten in und um Hanau aus Khiders neuestem Roman "Ohrfeige".

Ich selbst bin auch dabei und freue mich auf zwei Lesetermine in "meinen" zwei Buchhandlungen in Hanau.
Wer Lust hat, mir beim Vorlesen zu lauschen, kommt entweder am


oder alternativ am


Kleiner Tipp: Am 19. September 2016 findet ab 16:30 eine Signierstunde mit dem Autor Abbas Khider persönlich im Buchladen am Freiheitsplatz statt.
Das wäre doch eine ideale Verbindung: Erst hört ihr mir ein bisschen beim Vorlesen zu und schnuppert so in das Buch, danach könnt ihr es im Buchladen kaufen und vom Autor persönlich signieren lassen. Besser geht's ja kaum

Ich freue mich jedenfalls auf zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer!





25. August 2016

Endlich Yoga



Ich habe euch noch gar nicht von meiner neuesten Erfahrung berichtet.
Dazu als kleine Vorgeschichte: in jungen Jahren war ich sehr sehr sportlich. Ich habe schon als Jugendliche Leichtathletik als Leistungssport betrieben, als Studentin bin ich dann später auf Triathlon umgestiegen - ihr wisst schon: Schwimmen, Radfahren, Laufen. Bis zum Ironman habe ich es zwar nicht geschafft, sondern mich auf die sogenannten Kurzdistanzen beschränkt, aber auch das beinhaltete pro Wettkampf rund 2 KM Schwimmen, 60 KM Radfahren und 10-12 KM Laufen.
In Trainingseinheiten hieß das: Ich habe damals eigentlich fast jeden Tag trainiert und fast jeden Tag zwei dieser Sportarten. Kurz: ich war fit wie ein Turnschuh.
Ich war damals eine Kämpfernatur. Ich wollte mich mit anderen messen. Mich reizte der Wettkampf gegen meinen inneren Schweinehund, aber auch gegen andere. Und besonders gut gefiel mir, dass im Triathlon immer gemischt angetreten wurde, also auch Männlein gegen Weiblein.

Irgendwann kamen dann meine Kinder auf die Welt und meine Prioritäten haben sich verschoben. Meinen letzten Wettkampf absolvierte ich, als meine heute 25 jährige Tochter drei Jahre alt war. Sie stand mit Fähnchen winkend am Straßenrand.

Mein Leben veränderte sich mit der Großfamilie. Ich bewegte mich noch, das schon, aber sehr viel gemächlicher und weniger sportlich ambitioniert. Mir fehlte das nicht mal besonders. Manchmal guckte ich ein wenig verzweifelt in den Spiegel, denn 25 Jahre plus 5 Schwangerschaften minus drei bis vier Stunden Sport täglich, das gibt bei mir unterm Strich satte 15 - 20 Kilo mehr auf der Waage.

Ab und zu habe ich es halbherzig wieder versucht. Mich in Fitness-Studios angemeldet, um sie kurz darauf wieder fluchtartig zu verlassen. Mich mit einer neuen Pulsuhr ausgestattet, um durch die Wälder zu rennen, irgendwann lag die Pulsuhr dann wieder in der Schublade. Der innere Schweinehund war einfach zu stark.

Inzwischen wurde mein Leben immer turbulenter, mir ging es dabei nicht immer besser, zeitweise stand ich kurz vor dem Burnout. Und ich merkte: es muss etwas passieren.
Schneller, höher, weiter interessiert mich heute nicht mehr so sehr. Aber gesünder wäre mir schon wichtig.
Und da kam eine Freundin auf mich zu, die ich eigentlich schon seit vielen Jahren über unsere Söhne kenne. Dorothee Droege ist ausgebildete Rücken- und Yogalehrerin. Und lud mich in einen ihrer Yoga-Kurse ein.
Beim ersten Versuch habe ich noch müde abgewinkt. Keine Zeit, und überhaupt: Yoga. Das stellte ich mir zum Gähnen langweilig vor. Vor meinem inneren Auge erschienen gedämpfte einschläfernde Farben, murmelnde Gesänge, Zimmerspringbrunnen und Leute, die mit glasigem Blick vor sich hin meditieren. Das war so meine Vorstellung. Nix für mich - da war ich mir sicher.

Mir ging es aber nicht besser. Ich habe zwar inzwischen angefangen, meine Ernährung umzustellen und auch sonst einiges in meinem Leben wieder geradezurücken, aber mein Körper ist noch nicht zufrieden. Dann kam Dorothee nochmal auf mich zu, ganz aktuell, weil ihr neuester Kurs begann. Und ich sagte zu, es doch einmal auszuprobieren.

Und: Ich war begeistert. Alle Yoga-Fans unter euch wird das sicher nicht wundern, mich hat es extrem gewundert. Ich habe mich schon ewig nicht mehr so wohl gefühlt nach 1,5 Stunden. Ich hatte das Gefühl, der ganze Körper wurde einmal neu ausgerichtet und wieder zusammengesetzt, ich bin wunderbar entspannt nach Hause geradelt. Und habe definitv beschlossen, das weiter zu machen. Die einzelnen Übungen und ihre Namen klangen für mich noch schrecklich fremd. Aber mit Langeweile und glasigem Blick hatte das alles überhaupt nichts zu tun. Ich hätte niemals gedacht, dass ich Yoga-Übungen als Sport empfinden würde. Und  zwar als eine durchaus anstrengende, aber doch sehr angenehme Sportart.
Ich werde euch weiter berichten, das nur mal schnell zu meiner neuesten Erkenntnis.


21. August 2016

Künstler sein



Künstler sein heißt: nicht rechnen und zählen; reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht ohne die Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch. 

(Rainer Maria Rilke, Briefe an einen jungen Dichter)



Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!


20. August 2016

101 Wege, nicht zu schreiben

Heute mal ein Feature des Deutschlandfunks.
Gefunden habe ich es dank der Kollegin Gesine Schulz, die den Link auf Twitter geteilt hat.

101 Wege, nicht zu schreiben

Man kann das Feature sowohl anhören, als auch den Inhalt als Textdatei oder PDF downloaden. Ein Download lohnt sich, denn dann stößt man auf so schöne Textstellen, wie diese hier:

Notizen geben dir das Gefühl, schon etwas geschrieben zu haben. Zu schreiben, obwohl du noch gar nicht schreibst. Immer lauert die Ersatzhandlung.

Wer von uns kennt das nicht? Ich fülle stapelweise Notizbücher, ohne wirklich etwas geschrieben zu haben. Aber trotzdem bleibt das gute Gefühl, ähnlich wie nach den Morgenseiten.



Alle, die noch nach 101 Gründen suchen, nicht zu schreiben, sollten sich dieses Feature nicht entgehen lassen.
Und sich dann hinsetzen - und trotzdem schreiben!



19. August 2016

Erster Hessischer Kinderbuchtag

Was dabei herauskommt, wenn sich Kinderbuch-Autoren und - Autorinnen austauschen, vernetzen und immer wieder im privaten Wohnzimmer treffen?

Der 1. Hessische Kinderbuchtag am 25. September in Eltville unter dem Motto:

Wir rocken die Burg!


Ich freue mich jetzt schon darauf und bin sicher: Es wird super! Kommt alle und macht mit!






Zu den Details:

Am Sonntag, den 25. September 2016 startet von 11:00 bis 15:00 Uhr der 1. Hessische Kinderbuchtag auf der Kurfürstlichen Burg Eltville! Unter dem Motto „Wir rocken die Burg“ präsentieren 16 namhafte Autoren aus ganz Hessen in kurzweiligen Lesungen ihre aktuellen Kinderbücher. Für die Kinder gibt es ein Quiz, den Gewinnern winken tolle Preise. Kulinarisches und einen Büchertisch gibt es im Burghof – und natürlich stehen die Autoren für Fragen, Interviews und Fotos zur Verfügung. 

Ein fröhliches Lesefest für Kinder und ihre Familien ab 5 Jahren, organisiert von Ilona Einwohlt, Antje Herden, Maja Nielsen und Sabine Stemmler, das in dieser Form wie der Hessentag immer wieder gebucht werden kann, so die Idee. Daher freuen sich die Autoren aus ganz Hessen nicht nur auf zahlreiche Kinder, sondern auch auf Veranstalter, Bibliothekare und Pädagogen, die sich für Lesungen und Leseförderung interessieren.
Es lesen: Julia Breitenöder, Nina Dulleck, Stefanie Dörr, Martin Ebbertz, Ilona Einwohlt, Sven Gerhardt, Angelika Glitz, Antje Herden, Juma Kliebenstein, Maja Nielsen, Bettina Obrecht, Barbara van den Speulhof, Jochen Till, Britta Vorbach und Annet Stütze, Jutta Wilke und Thomas Wolff.
Der Eintritt ist frei!




17. August 2016

To do or not to do

Sorge dafür, dass du jeden Tag Freude hast!

Diese Aufforderung stand heute morgen in einem Kalender, den mir meine Kinder zu Weihnachten geschenkt hatten.

Was für eine Aufforderung.
Ich neige ja dazu, Listen zu führen. To do - Listen, Einkaufslisten, Gewichtsprotokolle, Gartenpläne, Renovierungspläne.
Ich schreibe auf, was ich tun will, ich schreibe auf, was ich erreichen will, ich notiere, was ich gegessen habe, was ich getrunken habe, führe Listen über geschriebene Seiten und solche über noch zu schreibende Seiten, ich führe Gartentagebücher, Haushaltsbücher, Listen über alles Mögliche.
Jeden Morgen beim ersten Kaffee notiere ich, was ich an diesem Tag alles erledigen möchte.
Und jetzt steht da dieser Satz:
Sorge dafür, dass du jeden Tag Freude hast!
Jeden Tag Freude klingt ja erstmal nicht schlecht. Jeden Tag klingt nach Liste, also setze ich Freude auf die Liste für heute. Und jetzt?
Warte ich auf die Freude oder wie geht es weiter? Ich überlege, woher die Freude kommen könnte. Worüber würde ich mich jetzt freuen? Da fällt mir einiges ein. Nur,,. wie kommt das jetzt zu mir?
Sorge dafür, dass du jeden Tag Freude hast. Sorge dafür. Ich selbst soll dafür sorgen. Ich selbst bin für die Erledigung dieses Punktes auf der To-Do-Liste verantwortlich. Einmal Freude täglich. Mindestens. Jetzt überlege ich schon anders. Was würde mir heute Freude bereiten? Heute, an diesem ganz besonderen Tag, an genau diesem 17. August 2016, ein Tag, der so nie wieder sein wird in meinem Leben.
Mir wird ein bisschen mulmig bei diesem Gedanken. Nicht immer ist mir die Endlichkeit jedes einzelnen Augenblicks so präsent. Aber jetzt gerade ist sie es und umso mehr spüre ich auch die Verantwortung, diesem besonderen Tag ganz besonders zu begegnen.
Ich wollte heute viel Zeit am Schreibtisch verbringen. Außerdem steht auf meiner To-Do-Liste das Unkraut auf dem Gehweg und im Vorgarten. Dann muss noch ein Auto abgeholt werden. Einkaufen, Wäsche waschen, kochen, ein Bücherregal leerräumen. Volles Programm also.
Sorge dafür, dass du Freude hast!


Ich könnte jetzt natürlich sagen: Meine Freude ziehe ich daraus, dass ich am Abend müde und zufrieden ins Bett falle, weil ich alles auf der Liste abgehakt habe. Aber ganz so einfach will ich es mir nicht machen. Allzu oft empfinde ich statt Freude über die gesetzten Häkchen nur eine abgrundtiefe Müdigkeit. Was kein Wunder ist, denn erfüllte Pflichten sind noch lange nicht etwas, das ich nur für mich getan habe. Ganz oft sind abgehakte Arbeiten solche, die ich erledige, um Anforderungen von außen gerecht zu werden. Ob das immer sinnvoll ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Das wäre mal ein Thema für einen eigenen Blogbeitrag.
Aber jetzt bin ich auf der Suche nach der Freude für mich heute. Und da fällt mir etwas ein.
Ich wolle schon lange mal wieder in unserem Gartencenter stöbern. Seit Wochen schon. Warum mache ich das eigentlich nicht heute? Das Gartencenter hat sogar ein kleines Café und bietet damit genau die Entspannung, die mir heute zwischen meinen Erledigungen gut tun könnte.
Ich setze diesen Punkt auf meine Liste: Café-Besuch im Gartencenter. Und freue mich jetzt schon darauf, mir diese kleine Auszeit nachher zu gönnen.
Und damit ich es morgen und übermorgen und an jedem weiteren Tag nicht vergesse, schreibe ich diesen Satz jetzt vorne auf meinen Terminplaner:

Sorge dafür, dass du jeden Tag Freude hast.




14. August 2016

Ein ganz normaler Sonntag

Die Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

(Joseph von Eichendorff)

Was für ein Start in den Tag! Ich bin mit diesen Zeilen im Kopf wach geworden. Woher kam das Gedicht auf einmal? Ich kenne es schon lange, genau genommen seit meiner Schulzeit. Mein ehemaliger Deutschlehrer hat es oft zitiert und ich habe es vom ersten Moment an geliebt. Und nach etwas gesucht.

Mein Fokus lag dabei in all den Jahren auf zwei Dingen. Auf zwei Worten, besser gesagt. Mein Fokus lag auf den Worten Wünschelrute und Zauberwort.
Wünschelrute, das hat mit wünschen zu tun. Aber auch mit suchen und finden. Mit Wünschelruten suchen Menschen nach Wasser, nach unterirdischen Energien, Strahlungen. Und zum Finden braucht man wohl das Zauberwort. So dachte ich immer. Und fragte mich oft: Was könnte dieses Zauberwort sein? Und was wollte ich eigentlich finden? Zufriedenheit? Erfolg? Das Glück? Auf der Suche nach dem Glück bin ich ständig. Wie die meisten um mich herum.
Manchmal ist es zum Greifen nah, dann ist es wieder weg, manchmal kann ich darin baden, manchmal ist es flüchtig wie Schaum, dann wieder scheint es nur ein Hirngespinst zu sein.
Trotzdem: Wir jagen, suchen und wünschen weiter.
Und dann war da ja noch das Zauberwort.
Im Grunde suchen wir doch alle nach diesem Zauberwort. Das Wort, das uns Türen öffnet und uns verborgene Schätze finden lässt. Das Zauberwort, das Hässliches in Schönes verwandelt und Böses in Gutes. Das Zauberwort, das aus Unglück Glück macht.
Ich habe mich oft gefragt, was könnte dieses Zauberwort sein, das Eichendorff hier meinte. Liebe vielleicht. Liebe ist ein großes Wort. Dankbarkeit. Ein Wort, das mir viele Türen geöffnet hat im Leben. Vergebung. Frieden. Freiheit. Alles mächtige Zauberwörter.


Als ich heute morgen im Bett lag und mir plötzlich dieses Gedicht in den Kopf kam, da hörte es sich für mich zum ersten Mal ganz anders an, ganz neu.
Ich sprach es leise vor mich hin, rezitierte es wieder und wieder und spürte, wie mein Fokus sich verschob. Weg von der Wünschelrute, weg vom Zauberwort.
Schläft ein Lied in allen Dingen, schläft ein Lied in allen Dingen ... murmelte ich die ganze Zeit. In allen.
Und plötzlich traf es mich wie ein Stromschlag. In allen.  Allen war mein Wort. Allen ist das Wort, das ich so lange gesucht habe. In allen Dingen schläft ein Lied. Nicht nur in den schönen Dingen. Nicht nur in den guten Dingen. Nicht nur in den einfachen, leichten. In allen Dingen,
In jedem Augenblick, immer und überall. Mit diesem Gedanken bin ich dann richtig wach geworden und habe mich umgeschaut. Und hatte auf einmal das Gefühl, als ob alles zu mir spricht. Wirklich alles. Der Himmel, die Sonne vor dem Fenster. Aber auch der Tisch, der Stuhl in meinem Zimmer, die Kleidungsstücke auf dem Fußboden, die leere Kaffeetasse am Bett, die Bücher neben dem Bett, die Fotos an den Wänden, alles singt, klingt und erzählt seine ganz eigene Geschichte. In allen Dingen. In allen Augenblicken. In allen. Ich habe mein Zauberwort gefunden. An einem ganz normalen Sonntag.


12. August 2016

Schreibkick 1

Ich werde immer mal wieder gefragt, ob ich nicht einen Teil meiner Schreibaufgaben aus den Seminaren auch veröffentlichen könnte. Sozusagen als kleine "Kicks" zwischendurch für alle Schreibwütigen unter euch. Deshalb gibt es hier jetzt immer wieder mal eine kleine Übung zum Ausprobieren, unter dem Label Schreibkick könnt ihr dann nach und nach alle Schreibaufgaben finden.

Und nun zum ersten Kick:

Immer wieder merke ich in meinen Kursen, wie schwer es den TeilnehmerInnen fällt, einen Anfang für ihre Geschichte zu finden. Zu fest sitzt da noch das schulische "Einleitung - Hauptteil - Schluss" in ihren Köpfen.
Und dann folgen seitenlange Erklärungen und Einführungen, bevor es mit der Handlung dann richtig losgeht. Ich kenne das Problem gut aus meinen eigenen Büchern. Man glaubt, dem Leser erst alles erklären zu müssen, bevor er versteht, um was es eigentlich geht.
Aber das ist zum Gähnen langweilig. Wenn ein Wanderer eine Leiche findet, muss ich den Leser über einen nackten Arm stolpern lassen und ihm nicht erst erklären, was ein Wald ist oder ein Laubhaufen.

Solche Anfänge kann man üben. 
Meine Teilnehmer haben immer riesigen Spaß mit folgender Übung:

Nehmt euch einen Roman aus dem Regal. Am besten ein Buch, das ihr nicht kennt. Ich hole für diese Übung oft einige Romane aus den öffentlichen Bücherschränken, die ja heute überall herumstehen. Es spielt keine Rolle, welches Genre ihr wählt. Selbst kitschige Arztromane sind für diese Übung geeignet.

Jetzt schlagt den Roman irgendwo auf und tippt mit geschlossenen Augen hinein. Schaut euch den Satz an, auf den ihr getippt habt und schreibt ihn ab.
Ihr könnt auch würfeln. Nehmt zwei Würfel und würfelt euch erst die Seite, die ihr aufschlagen wollt, dann die Zeile, in der euer Satz steht.

Jetzt schreibt ihr euren Satz oben auf ein leeres Blatt Papier. Und dabei ist es egal, ob es wörtliche Rede ist, eine Beschreibung, eine Frage. Ganz egal, was ihr gefunden habt, das ist jetzt euer erster Satz. Hier startet eure Geschichte. Und nun schreibt ihr die Geschichte weiter. Genau von diesem Satz aus.

Ich staune immer wieder, wie viel Fantasie meine Kursteilnehmer, selbst die jüngsten, bei dieser Aufgabe entwickeln, und was für spannende und vor allem unterschiedliche Geschichten dabei herauskommen.

Warum sollte man ein Buch nehmen, das man nicht kennt? Das ist einfach. Wenn ich einen Roman kenne, dann weiß ich in etwa, in welchem Zusammenhang der Satz steht, ich kenne Handlungsorte und Protagonisten und werde so schon im Voraus beeinflusst. Ein unbekannter Satz aus einem mir unbekannten Roman ist dagegen wie frischer Schnee.

Ich habe die Übung eben für mich auch mal wieder gemacht. Und bin auf folgenden Satz gestoßen:

Gegen vier Uhr morgens wurden alle abrupt geweckt, als jemand an die Haustür hämmerte.
(Leon Uris, Insel der Freiheit, Seite 498, Zeile 12)

Was für ein Anfang! Wer sind alle? Und wo schlafen sie? Wer hämmerte an die Haustür? Und vor allem: Warum??? Solche "ersten Sätze" sind wahre Schätze für neue Geschichten. Ich gehe dann mal schreiben.
Und wünsche euch viel Spaß mit dieser Übung!

10. August 2016

Florentine kommt zurück

So viele Grundschulen haben Florentine und ich schon besucht. Kreuz und quer durch ganz Deutschland sind das durchgebrannte Zirkusschwein und ich schon getingelt, ja sogar in der Schweiz kennen viele Kinder Florentine und ihre Freunde Clemens und Erdal.



Jetzt gibt es tolle Neuigkeiten:
Mein Buch "Florentine oder Wie man ein Schwein in den Fahrstuhl kriegt" - zuletzt beim Sauerländer Verlag vollkommen vergriffen - wird neu aufgelegt:
Schon im September kann man das Buch wieder kaufen - beim (Schul)Buchverlag Kempen!
Letzte Woche haben wir die Druckfahnen durchgearbeitet, nächste Woche geht das Buch in den Druck. Es erscheint wieder als Hardcover und vor allem wieder mit den wunderbaren Illustrationen von Patrick Wirbeleit.

Und als kleines Schmankerl obendrauf soll es bald auch ganz viel Begleitmaterial für die Schule dazu geben.
Ich freue ich riesig darüber, schon bald wieder zusammen mit dem lustigen Schwein auf die Reise gehen zu können.


3. August 2016

Und nochmal: Schreibwerkstatt an der Hohen Landesschule

So alle paar Wochen google ich mal meinen eigenen Namen oder die Titel meiner Bücher, weil mir allzu oft nette Artikel über Lesungen, Rezensionen etc. entgehen.
Und so bin ich heute über diese wirklich ausführliche Beschreibung meiner Schreibwerkstatt an der Hohen Landesschule gestoßen:

Hier geht es zum Artikel: Schreibtalente an der Hohen Landesschule



Ich bin ehrlich beeindruckt, wie ausführlich die Teilnehmer hier unseren gemeinsamen Kurs beschreiben. Einiges ist zwar ein bisschen durcheinander geraten, aber das macht überhaupt nichts. Schließlich ging es ja an diesem Schreibvormittag nicht um das Auswendiglernen bestimmter Regeln, sondern vor allem ganz viel ums Ausprobieren und selbst Geschichten erfinden. Und das ist uns allen wunderbar gelungen.

Wenn ich auch an eurer Schule einmal eine Schreibwerkstatt abhalten soll oder wenn ihr einfach zu mir nach Hause zum Schreiben kommen wollt, dann schaut euch doch einmal mein Kursprogramm an.
Ich freue mich auf euch!

2. August 2016

KunstMais

Es ist eine feste Einrichtung bei uns: Das Maislabyrinth verbunden mit einer Kunstausstellung, organisiert von der Kulturhöhe Nidderau.

Gestern habe ich jetzt das Maislabyrinth zum zweiten Mal besucht und mir die dort verborgenen Kunstwerke heimischer und (noch) nicht heimischer Künstler angeschaut. Besonders beeindruckt haben mich die verschiedenen Holzgesichter, die von Flüchtlingskindern in Zusammenarbeit mit ihrer Schule hergestellt worden sind.
Auch "Vater Land" ist eine wunderbare Skulptur, in Gummistiefeln schreitet Vater Land durch das Universum, in seinen Armen ein Boot voller Menschen, auf seinem Rücken die ganze Welt.

Es gibt noch so viel mehr zu sehen und zu entdecken, ich lade euch ein, nach Nidderau zu fahren und das Maislabyrinth selbst zu besuchen oder aber den Seiten der Kulturhöhe Nidderau einen Besuch abzustatten.
Ein paar Foto-Eindrücke lasse ich euch hier.