24. Januar 2018

Vom Nicht-Suchen und Trotzdem-Finden

So was Blödes. Es war noch dunkel draußen, da fiel mir ein, dass heute bei uns die Biotonne geleert wird. Und ich wollte diese doch mit dem nicht-mehr-Grünzeug und dem Inhalt etlicher vergammelter Blumentöpfe aus dem Vorgarten füllen.
Ich rannte nach draußen. Im Hintergrund brummte schon die Müllabfuhr. So schnell wie möglich pfefferte ich alles in die Tonne. Im Schlafanzug. Und in meinen gepunkteten Gummistiefeln. Die Nachbarn hinter den Gardinen beäugten mich argwöhnisch. Bei einem Blumentopf war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, guckten doch unter dem braunen Laub ein paar deutlich grüne Blättchen hervor. Irgendwie konnte ich mich auch gar nicht daran erinnern, mit was ich den Topf in der letzten Saison eigentlich bepflanzt hatte. Auf jeden Fall wollte ich den Inhalt jetzt nicht so einfach im Dunkeln entsorgen und zupfte vorsichtig ein braunes Blatt nach dem anderen ab. Jetzt wurde der Argwohn der Nachbarn noch größer. Und ich erlebte eine Überraschung.




Unter den fast verrotteten Blättern fand ich einen Thymian mit wunderbaren frischen grünen Blättchen und ein Alpenveilchen, das mich mit einer weißen Blüte und zahlreichen weiteren Blütenknospen fröhlich begrüßte. Ich habe ehrlich überhaupt keine Ahnung mehr, wann und warum ich auf die Idee gekommen bin, ein Alpenveilchen mit einem Thymian zusammen in einen Topf zu setzen, aber die beiden scheinen sich in der dunklen Jahreszeit miteinander angefreundet und prächtig verstanden zu haben. Ihr Anblick rührte mich. Denn ein bisschen so fühle ich mich seit ein paar Tagen. 
Ein bisschen so, als hätte ich mich unter braunem Laub zurückgezogen, ein Stück weit verloren, und als hätte jetzt jemand angefangen, aufzuräumen und diese Dunkelheit über mir wegzuziehen und Licht zu schaffen. Mir war das nicht so bewusst. Bis heute Morgen. Ich hatte mich auch nicht richtig verloren. Aber irgendwie heute doch wiedergefunden.

Rein äußerlich ging es auch in den letzten Wochen hier weiter wie davor auch. Ich habe geschrieben. Manchmal ohne Unterbrechung und mit Hingabe, manchmal nur Wort für Wort und vielen eingeschobenen Pausen. Ich habe einen fertigen Roman durch das Lektorat begleitet (dazu später mehr), ich habe etliche Schreibwerkstätten für das kommende Jahr vorbereitet und ich habe - last but not least - einen wunderbaren neuen Nebenjob angefangen (auch dazu an anderer Stelle mehr), denn vom Schreiben alleine lebe ich mit meinen Kindern schon lange nicht mehr gut. Rein äußerlich war also alles in Ordnung. Innendrin sah es teilweise anders aus. Deshalb auch mein langes Schweigen hier im Blog. Ich hätte einfach nichts zu sagen, zu erzählen gehabt. Oder jedenfalls nichts, das ich sagen und erzählen wollte.

Aber jetzt geht es mir wie dem kleinen Alpenveilchen. Die ersten Ideen-Knospen sprießen, die Lust am Tun ist zurück, und mein Projekt-und-Ideen-Buch füllt sich wieder. Eigentlich ist der Winter ja noch lange nicht zu Ende. Aber ich fühle mich ein bisschen wie aus dem Winterschlaf erwacht. Und bin gespannt, was dieses Jahr mir alles bringen wird. Und weil ein bisschen Grün uns allen nicht schaden kann in den grauen Monaten, zeige ich Euch schon mal das Cover meines neuen Romans, der dann im März pünktlich zum Frühling und zur Buchmesse Leipzig erscheinen wird. Und auf den ich mich mindestens so sehr freue wie auf den Frühling selbst.






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