11. August 2011

Von Höhenflügen und unsanften Landungen

Seit ein paar Tagen verfolge ich gespannt die Blogs, Foren und Webseiten meiner Kollegen.
Die Stimmungen dort erinnern mich an die derzeit wilden Zickzack-Kurven im Börsengeschehen. Von Himmelhochjauchzend bis ZuTodebetrübt ist alles dabei und das seltsame ist:
Überall finde ich mich ein Stück weit wieder.

Während ich noch, angeregt durch Alice Gabathuler, über den Sinn und Zweck des momentanen Social-Media-Rummels philosophierte, stolperte ich über Nele Neuhaus, die mit ihrem "Wer Wind sät" die Spitzen der Bestsellerlisten quasi über Nacht erstürmte und in ihrem Blog wunderbar beschreibt, wie es sich anfühlt, da oben auf dem Gipfel.

Ein ganz ähnliches Thema, wenn auch aus ganz anderer Sicht, nämlich von weit unten dann bei Petra van Cronenburg: Unter der Überschrift "Vom Erfolg gezeichnet" setzt sich meine Kollegin mit dem Erfolgsdruck einmal erfolgreicher Künstler auseinander, mit dem Ausgebranntsein, mit dem Rückgrat, das man zum  NEIN-Sagen braucht.

Beide Blogeinträge werden seit Tagen sowohl bei Facebook als auch in unserem Autorenforum angeregt diskutiert. Und finden sehr viel Zustimmung. Gerade der Erfolgsdruck ist es, der unglaublich vielen Kollegen zu schaffen macht.
Dazu das Gefühl, ständig präsent sein zu müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Weil die Werbung, das Marketing heute immer mehr aus den Verlagen ausgelagert und auf die Schultern ihrer Autoren umgelagert wird. Manche sind dabei, unter dieser Last aufzugeben.

Reicht es nicht mehr, gute Bücher zu schreiben?
Diese Frage kreist seit Tagen durchs Autorenforum.
Muss man sein Buch heute fast wie ein Marktschreier im Internet bewerben, um es überhaupt an den Endkunden zu bringen? Oder genügt es, einfach die eine geniale Idee zu haben und dann abzuwarten?

Selbst Kolleginnen wie die amerikanische Erfolgsautorin Meg Rosoff träumen ihn, diesen Traum:

I’ve often thought of this story over the years, at those moments in which I would do almost anything to turn a sketch of a book idea over to a team of architects and engineers (or writers) and go back to bed.

Um dann doch zu dem Schluss zu kommen: The rest is damned hard work.

Wir träumen alle irgendwie den gleichen Traum. Da liegt ein Berg vor uns und hinauf wil jeder. Der eine will es bis zum Gipfel schaffen, dem anderen würde die Aussichtsplattform auf halber Höhe schon genügen. Es ist vermutlich eine Typfrage, welchen (Wander)weg man bereit ist zu gehen. Dazu kommen Faktoren wie das Wetter, auf die wir keinen Einfluss haben. Manche kehren bei aufkommendem Unwetter um, andere bieten ihm die Stirn. Manche bezwingen den Geröllpfad, andere rutschen ab.

Ich glaube, ein richtig oder falsch gibt es gar nicht. Es gibt nicht zu viel Social Media und auch nicht zu wenig. Ich kann aus dem Stand heraus erfolgreiche Autoren nennen, die bei Facebook oder Twitter zu wohnen scheinen. Genauso kenne ich sehr erfolgreiche Autoren, die öffentlich quasi gar nicht zu finden sind.
Das wichtigste scheint es mir daher zu sein, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss. Wen Facebook und Co. nachts nicht schlafen lassen, der sollte einfach das Internet abschalten und lieber ein gutes Buch lesen. Wer sich gerne auf den virtuellen Spielwiesen tummelt, sollte sich austoben. Der Erfolg lässt sich von beidem wenig beeindrucken.

Vielleicht hilft uns Künstlern deshalb vor allem eins: Gelassenheit im Umgang miteinander. Weniger drauf gucken, was macht der andere und wieviel Erfolg hat er damit. Mehr drauf gucken, was mache ich und wie geht es mir dabei? Viel Erfolg ;-)

2 Kommentare:

SaraSalamander hat gesagt…

Oft wünsche ich mir eine Patentlösung, aber andererseits wäre das Leben ziemlich langweilig, wenn es die gäbe. Und so muss wohl jeder seinen eigenen Weg finden. Und sollte darauf achten, sich dabei nicht zu verlieren ...

Ich kann mir vorstellen, wie anstrengend es sein muss, das alles zu tragen. Als Blogger ist es heute genauso, wenn man ein wenig Beachtung möchte statt ohne Leser in der Pampa zu dümpeln, aber beim Bloggen geht es nicht um Existenz. Die Vorstellung, davon leben zu müssen und nebenher noch zu arbeiten, ist recht bedrückend ... (andererseits - je mehr Social Media, desto mehr Aufmerksamkeit, desto mehr "ich find Dich toll" und desto mehr "Du hast was Tolles geleistet", und das tut auch wieder gut. Damals merkte man es an vereinzelten Leserbriefen und vor allem Verkaufszahlen, heute kommen die Leser persönlich, um Dir zu sagen, wiesehr sie Dein Buch mochten) ...

Fluch und Segen, eines ebenso wie das andere ... was es am Ende sein wird, entscheiden wir ganz allein ;-)

(hach, bin ich heute wieder philosophisch *lol*)

zeilenreisende hat gesagt…

ich kenne viele Autoren, die sehr gutes Geld verdienen ohne dauernd online ihre Facebook und Blogs zu führen und lese sie trotz ihrer mangelnder Präsenz sehr gerne aber ich schätze auch solche, die erreichbar sind und bereit sind mit ihren Lesern zu reden.

Ich denke es ist eine Charaktersache. Der eine machts gerne, der andere nicht. Schlimm ist es wenn sich Autoren selbst unter Druck setzen und unbedingt auf der Erfolgswelle schwimmen wollen. Klar, ich selbst träume auch davon endlich mein Buch zu Ende zu schreiben und zu veröffentlichen. Das wäre dann wohl der Horror, wenn dieses Buch in dem soviel Herzblut liegt einfach so untergeht! DA würde ich wohl freiwillig rund um die Uhr Werbung für das Buch in die weite Welt des www hinausbrüllen!!! Gleichzeitig habe ich auch furchtbare Angst davor später unter Druck zu stehen und weiter pünktlich Scripte abzuliefern. Das ist doch keine Kunst mehr! Wie kann man unter Druck kreativ bleiben?! Deswegen möchte ich das Schreiben immer nur neben dem Beruf machen um diesen Druck nicht zu haben...