Vor einigen Tagen mussten wir den Freund und Lebensgefährten meiner Tochter mit 22 Jahren bestatten. Er wurde durch einen grausamen Unfall von einer Sekunde auf die andere mitten aus dem Leben gerissen.
Der Schock sitzt noch tief. Und erst so ganz langsam und allmählich schafft sich neben Wut und Fassungslosigkeit ein anderes Gefühl Raum: Dankbarkeit.
Dankbarkeit dafür, dass ich den jungen Mann kennen lernen durfte und Dankbarkeit auch dafür, dass er es selbst in kürzester Zeit geschafft hat, meiner Tochter unglaublich viel Liebe und Freude zu schenken.
Wir haben uns in einem Friedwald unter rauschenden Baumwipfeln und begleitet von lautem Vogelgezwitscher von ihm verabschiedet. Und mit einem Auszug aus seinem Lieblingsroman "Das Rad der Zeit", den ich im Wald vorgelesen habe.
Das Rad der Zeit
Süden. Zuerst nach Süden, dann vielleicht nach Westen, die Küste entlang. Vielleicht würde er ein Schiff finden? Es gab so vieles auf der Welt, das er nicht gesehen hatte. […]Er hatte einfach nicht die Zeit, einen wahren Blick auf viele Teile der Welt zu werfen. Das wird neu sein, dachte er. Reisen ohne verfolgt zu werden, oder hier und da herrschen zu müssen. […]
Er dachte darüber nach und erkannte, dass er lachte… Während er das tat, erhob sich ein Wind um ihn.Der Wind erhob sich hoch und frei, stieg in den wolkenlosen Himmel auf. Er wehte über eine zerborstene Landschaft […] eine Landschaft, die zur gleichen Zeit mit Feiernden bedeckt war. Er kitzelte die Äste einiger Bäume, die endlich angefangen hatten auszutreiben.Der Wind wehte südwärts, durch knorrige Wälder, über schimmernde Ebenen hin zu unentdeckten Ländern.
Er war wie der Wind, und wie der Wind berührte er alles, und wie der Wind war er verschwunden.Das Leben ist ein Traum, aus dem wir alle aufwachen müssen, bevor dann ein neuer Traum beginnt.Dieser Wind, er war nicht das Ende. Es gibt kein Ende, und es wird niemals Enden geben, bei der Drehung des Rades der Zeit. […]