Man lernt aus Fehlern. Klar. Learning by doing. Ich habe schon viele Fehler gemacht in meinem Leben. Und (hoffentlich) auch draus gelernt. Wir alle machen Fehler. Und lernen daraus. Warum tun wir das? Weil es weh tut, wenn man etwas falsch macht? Weil es weh tut, wenn man auf die Nase fällt? Was treibt uns eigentlich an, aufzustehen und es wieder zu probieren? Immer und immer wieder. Das Risiko, wieder auf die Nase zu fallen ist doch enorm groß. Und je öfter wir fallen, desto weniger wissen wir vermutlich noch, warum wir es noch ein weiteres Mal versuchen sollten. Was ist es also, das uns dann doch wieder motiviert aufzustehen? Den Dreck abzuklopfen, die Wunden zu lecken und es nochmal zu probieren? Woher die Motivation nehmen?
Als es mir einmal sehr schlecht ging, schenkte mir eine Freundin ein Bild. Hier ist es:
Krone richten. Das ist es. Das Wissen, trotz allem Elend, in dem wir gerade mal wieder durch einen Fehler gelandet sind, eine Krone zu tragen. Etwas Besonderes zu sein. Ein Mensch zu sein, der es wert ist, eine Krone zu tragen. Oder anders: Ein Mensch zu sein, der trotz aller Fehler, die er macht, geliebt wird. Und in der Lage ist, sich selbst zu lieben.
Letzte Woche gab es in ganz Deutschland wieder Zeugnisse. Die Zeugnisse meiner Jungs sind gut ausgefallen. Zum Teil. Zum Teil auch nicht. Als wir über eine Note etwas länger diskutierten, meinte mein Sohn: "Immer musst du nur drüber reden, wenn etwas schlecht ist. Du siehst gar nicht das andere."
Ich sah ihn an. Dann nochmal das Zeugnis. Und klar - neben der "Katastrophennote" standen auch andere. Gute bis sehr gute Noten. Aber das ist Sport, hörte ich mich murmeln. Und das hier Religion. Und ich schämte mich gleichzeitig.
Ist es nicht tatsächlich so, dass wir nur das Schlechte sehen? Jeder noch so kleine Fehler wird in der Schule dick angestrichen. Richtige Aufgaben werden bestenfalls abgehakt. Und zu Hause?
Wie oft mecker ich rum. Zu unordentlich, zu faul, zu zappelig, zu laut.
Wie oft lobe ich eigentlich? Wie oft richte ich meinen Jungs wieder die Krone und zeige ihnen, was für bewundernswerte tolle kleine Kerls sie doch eigentlich sind? Wie oft mache ich ihnen Mut, aufzustehen und weiterzugehen, wenn sie gestolpert sind?
Wir haben darüber gesprochen. Und gestern haben wir etwas gebastelt. Weil wir etwas ändern wollen.
Wir haben für jeden von uns ein Heftchen besorgt und mit ein paar hübschen Bildern persönlich gestaltet.
Die Vorlagen für die Aufkleber (Exlibris) gibt es
HIER.
Dann haben wir uns zusammengesetzt und für jeden von uns fünf Punkte gesucht, die er gestern besonders toll hinbekommen hat. Kleine Alltagserfolge aufgeschrieben. Eine ganze Weile ist uns nicht viel eingefallen. Fünf tolle Sachen? Fünf Erfolge an einem Tag? Aber als ich den Jüngsten fragte: Hast du dir nicht heute morgen deine Sachen ganz alleine aus dem Kleiderschrank gesucht und dich alleine angezogen, ohne dass ich dir etwas rausgelegt hatte? Da war der Knoten geplatzt.
Alleine angezogen, schrieb er auf. Und: Alleine die Katzen versorgt. Wir notierten: Besonders gut in Latein mitgearbeitet. Oder: Mein Zimmer richtig gut aufgeräumt. Und: Mich heute gar nicht gestritten.
Wir waren alle ziemlich zufrieden, als wir ins Bett gegangen sind. Es ist ein gutes Gefühl einzuschlafen mit dem Bewusstsein, am Tag doch einige kleine und große Erfolge verzeichnet zu haben. Und schon heute morgen beim Frühstück diskutierten die Jungs darüber, was sie wohl heute alles tolles hinkriegen würden.
Wir sollten das alle tun. Uns immer mal wieder zeigen, dass wir eine Krone tragen. Und es auch den Menschen rechts und links neben uns zeigen. Dass wir bei allem, was schiefgeht, auch eine ganze Menge richtig toll hinkriegen jeden Tag. Und dass es sich deshalb lohnt, wieder aufzustehen und weiter zu gehen.