24. Mai 2013

Pseudonym

Friedrich Freiherr von Hardenberg hatte eins: Novalis
Richard Bachmann ebenfalls: Steven King
Erich Kästner war Berthold Bürger und Kurt Tucholsky benutzte gleich mehrere Pseudonyme.
Mary Westmacott war auch Agatha Christie.
Wer den Begriff "Pseudonym" einmal bei Google eingibt, wird staunen, was dort noch alles zum Vorschein kommt.
Die Gründe dafür, ein Pseudonym zu wählen, sind so vielfältig, wie deren Benutzer.
Angst vor politischer Verfolgung (Erich Kästner), taktische Erwägungen bei Vielschreibern (Kurt Tucholsky), Furcht vor Skandalen, Schutz der Privatsphäre und vieles mehr.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert schrieben Frauen häufig unter männlichen Namen, um ihre Manuskripte bei Verlegern unterzubringen. Umgekehrt schrieben übrigens auch schon Männer unter weiblichen Pseudonymen.

Manche Künstler haben auch verschiedene Pseudonyme, um verschiedene Werke zu differenzieren, da sie etwas anderes ausdrücken oder eine andere Zielgruppe ansprechen sollen.
Viel schöner als der Begriff Pseudonym ist der im Französischen verwendete Ausdruck Nom de plume - wörtlich: Schreibfeder-Name.

Und jetzt habe auch ich so einen Schreibfeder-Namen:

Jutta Wilke wird Alex Haas. Klingt männlich, soll auch männlich klingen, ist es aber eigentlich nicht.
Unter dem Namen meiner verstorbenen Großmutter schreibe ich in Zukunft Bücher für das männliche Geschlecht, sprich für Jungen im Alter von 12 - 16.

Der erste Titel erscheint bereits im August und ich freue mich sehr auf dieses Buch, das auf so skurrile Weise entstanden ist.
Es war mein "alter" Coach Jan Schuld, der mir vor längerer Zeit die Ausschreibung einer Literaturzeitschrift aus Niederösterreich schickte. Gesucht wurde eine "Liebesgeschichte für Buben". Eine Kurzgeschichte.
"Mach doch da mal mit", sagte Jan, "du mit deinen vier Söhnen kennst dich doch aus mit Jungs."
Ich nahm die Herausforderung an - und gewann. Meine Kurzgeschichte "Hausaufgaben Liebe" kam offensichtlich bei der damaligen Jugendjury, die ausschließlich aus Jungs bestand, sehr gut an.

Mir machte diese Geschichte so viel Spaß, dass ich sie gerne weiter erzählen wollte. Und so wurde aus der Kurzgeschichte ein ganzer Roman.
Worum es geht?

Komik, Chaos, Katastrophen:Slapstick und Liebeswirren für Jungs! Ben ist dreizehn Jahre alt, verliebt und kann an nichts anderes denken als an Tanja. Doch gerade, als Tanja und er einander nahekommen, nehmen seine Eltern ihn mit in den Urlaub nach Dänemark. Bens bester Freund Felix bietet sich sofort an, auf Tanja aufzupassen. Als Ben endlich dämmert, dass dieses Angebot vielleicht nicht so selbstlos ist, wie es scheint, ist er glücklicherweise schon von dem ganz und gar nicht unansehnlichen
Mädchen in der Ferienhaussiedlung abgelenkt! Witzig, respektlos und mit einem ultracoolen Mädchen- und Jungsposter in jedem Buch.

Ich freue mich riesig, dass dieses Manuskript ein Zuhause im fantastischen Oetinger-Verlag gefunden hat.

Ab August 2013 im Handel: Die inneren Werte von Tanjas BH





21. Mai 2013

Bleib mal im Haus

... sagte der Mann.
Ich blieb. Arbeitete weiter am Manuskript. Spähte zwischendurch neugierig aus dem Küchenfenster.
"Nicht gucken!", schrie der Mann. Ich kniff die Augen zu. Was trieb der da?
Eine Stunde später klingelte es. "Jetzt darfst du gucken."
Ich flitzte zur Haustür.
"Ich hab dir ein paar Blumen mitgebracht!"
Ein paar??? ... Die Treppe war vorher kahl und leer.






15. Mai 2013

Kunden bedienen Kunden








Am Montag, dem 13. Mai 2013 war es wieder soweit: 
Die Belegschaft von "meinem" Buchladen am Freiheitsplatz machte ihren Betriebsausflug. Das alleine wäre ja noch nicht wirklich etwas Besonderes.
Aber der Buchladen am Freiheitsplatz wäre nicht der Buchladen am Freiheitsplatz, wenn er nicht sogar seinen Betriebsausflug zu einem tollen Event machen würde. Und zwar einem Event für seine Kunden.

Wie jedes Jahr durften nämlich auch in diesem Jahr wieder langjährige Kunden den Laden für einen Tag übernehmen. 
Ein eigener Buchladen - wer hat davon nicht schon geträumt?
Am vergangenen Monat durfte ich dann zusammen mit sechs anderen Bibliophilen den ganzen Tag lang nicht nur Buchhändler spielen, sondern es auch sein. 
In der Woche zuvor gab es ein kurzes Briefing und die wichtigsten Sachen wurden erklärt: Wie nehmen wir Bestellungen entgegen, wie werden sie weitergeleitet, was bedeuten die Warengruppen und wie funktioniert das mit der Kasse? Was machen wir beim Ticket-Vorverkauf und - ganz wichtig - wie kriegen wir die Kaffeemaschine in Gang? 

Am Montagmorgen gab es nochmal eine kurze Ladenübergabe und dann scheuchten wir das Team vom Buchladen aus dem Haus in Richtung Mainz  zum Betriebsausflug.




Schon wenige Minuten später ging es los. Die Kunden strömten in den Laden und wir hatten alle Hände voll zu tun. Für den uns liebevoll zurückgelassenen Muffin- und Kuchenteller hatten wir gar kein Auge mehr. Statt dessen erforschten wir die Buchwünsche der Kunden und machten uns auf die Suche in Listen und Regalen.
Innerhalb kürzester Zeit war klar, was an Hanaus Schulen gerade gelesen wird - nämlich Goethes Werther und Die Verwandlung von Kafka, auch wenn ein Schüler sie gerne von Kant gehabt hätte ;-)
Vorbestellte Bücher mussten gefunden, die Preise der Nonbook-Artikel recherchiert und die Kasse bedient werden. Wie war das nochmal mit den Geschenkgutscheinen? Und wann sollten wir F8 drücken?
Ab und zu gerieten wir mächtig ins Schwitzen, vor allem als dann die erste EC-Karte gezückt wurde.




Besonders aufregend gestalteten sich die telefonischen Bestellungen: "Ich weiß nur noch, dass da was mit "K" im Namen war" ... "Sonnenstrahlen, es war was mit Sonnenstrahlen" ...  oder "das ist doch die mit den Elefanten- und Löwenbüchern..." Aha! Meine Achtung vor dem Spürsinn unserer Buchhändler ist beträchtlich gestiegen.




Natürlich baten wir die Kunden um Nachsicht. Und die wurde uns auch bereitwillig entgegengebracht, wenn wir erzählten, dass wir ja selbst eigentlich Kunden der Buchhandlung seien. Da machte es auch nichts, wenn wir versehentlich ein eBook statt der Hardcoverausgabe beim Großhändler bestellten oder einen Kunden auch einmal auf den nächsten Tag vertrösten mussten, weil wir beim besten Willen das von ihm Gewünschte nicht finden konnten.






Eins musste ich bald revidieren: Ich ging mit der Vorstellung in die Buchhandlung, an diesem Tag endlich einmal viel viel Zeit zum Stöbern und Lesen zu haben. Aber davon konnte keine Rede sein. Dafür kann ich jetzt 1 A Bücher in Geschenkpapier einpacken und schrecke auch nicht mehr zurück, wenn mich jemand nach einem Geschenk für eine "ältere Dame, aber bitte nichts Historisches und nichts mit Liebe, sondern was Anspruchsvolles, aber nicht zu schwer" fragt.




Ach ... es hat Spaß gemacht!! Und im nächsten Jahr bin ich ganz sicher wieder dabei, wenn es am Freiheitsplatz heißt: Kunden bedienen Kunden.



6. Mai 2013

Den Kopf frei laufen

Seit Tagen stecke ich im Endspurt für eine Überarbeitung.
Passend zum Schreibmarathon kam dann die dicke Erkältung, die in einer Nebenhöhlenentzündung mündete und mich fast komplett lahm legte.
Ich habe versucht, weiter zu schreiben, sämtlichen verstopften Nasen-, Ohren- und Rachenräumen zum Trotz.
Das ging - gesund war es sicher nicht.
Am Samstag war der Kopf dann so dick, dass ich mir  - trotz Abgabestress - für Sonntag eine Pause verordnete.
Und statt  DVD und Couch, wonach mir so rein vom Körpergefühl noch am ehesten war, versuchten wir etwas ganz anderes: Wandern.



Der Spessart liegt vor unserer Haustür, wir suchten uns für den Start in die Saison eine kleine harmlose Anfänger-Route aus, packten Proviant in den Rucksack und marschierten los.
Dass die ursprünglich geplante Runde von ca. 9 km dann eher in einer 13 km - Wanderung mündete, war weiter nicht dramatisch.
Das Wetter war herrlich, die frische Luft pustete meinen Kopf frei, und die schönste Erfahrung an diesem Sonntag: Mit "dem Mann" kann ich nicht nur wunderbar reden und diskutieren, sondern auch herrlich stundenlang schweigen.
Obwohl die ungewohnte Bewegung unsere Beine müde werden ließ, sind wir beide total motiviert und gestärkt in die neue Woche gestartet. Und haben uns fest vorgenommen: Das machen wir wieder.
Keine Frage, dass ich gestern Abend schreiben konnte, wie schon lange nicht mehr. Der Kopf war wieder frei und die Worte flossen endlich wieder ungehindert aus selbigem direkt in die Tastatur. Und das Manuskript ist bereits beim Verlag.