15. Mai 2013

Kunden bedienen Kunden








Am Montag, dem 13. Mai 2013 war es wieder soweit: 
Die Belegschaft von "meinem" Buchladen am Freiheitsplatz machte ihren Betriebsausflug. Das alleine wäre ja noch nicht wirklich etwas Besonderes.
Aber der Buchladen am Freiheitsplatz wäre nicht der Buchladen am Freiheitsplatz, wenn er nicht sogar seinen Betriebsausflug zu einem tollen Event machen würde. Und zwar einem Event für seine Kunden.

Wie jedes Jahr durften nämlich auch in diesem Jahr wieder langjährige Kunden den Laden für einen Tag übernehmen. 
Ein eigener Buchladen - wer hat davon nicht schon geträumt?
Am vergangenen Monat durfte ich dann zusammen mit sechs anderen Bibliophilen den ganzen Tag lang nicht nur Buchhändler spielen, sondern es auch sein. 
In der Woche zuvor gab es ein kurzes Briefing und die wichtigsten Sachen wurden erklärt: Wie nehmen wir Bestellungen entgegen, wie werden sie weitergeleitet, was bedeuten die Warengruppen und wie funktioniert das mit der Kasse? Was machen wir beim Ticket-Vorverkauf und - ganz wichtig - wie kriegen wir die Kaffeemaschine in Gang? 

Am Montagmorgen gab es nochmal eine kurze Ladenübergabe und dann scheuchten wir das Team vom Buchladen aus dem Haus in Richtung Mainz  zum Betriebsausflug.




Schon wenige Minuten später ging es los. Die Kunden strömten in den Laden und wir hatten alle Hände voll zu tun. Für den uns liebevoll zurückgelassenen Muffin- und Kuchenteller hatten wir gar kein Auge mehr. Statt dessen erforschten wir die Buchwünsche der Kunden und machten uns auf die Suche in Listen und Regalen.
Innerhalb kürzester Zeit war klar, was an Hanaus Schulen gerade gelesen wird - nämlich Goethes Werther und Die Verwandlung von Kafka, auch wenn ein Schüler sie gerne von Kant gehabt hätte ;-)
Vorbestellte Bücher mussten gefunden, die Preise der Nonbook-Artikel recherchiert und die Kasse bedient werden. Wie war das nochmal mit den Geschenkgutscheinen? Und wann sollten wir F8 drücken?
Ab und zu gerieten wir mächtig ins Schwitzen, vor allem als dann die erste EC-Karte gezückt wurde.




Besonders aufregend gestalteten sich die telefonischen Bestellungen: "Ich weiß nur noch, dass da was mit "K" im Namen war" ... "Sonnenstrahlen, es war was mit Sonnenstrahlen" ...  oder "das ist doch die mit den Elefanten- und Löwenbüchern..." Aha! Meine Achtung vor dem Spürsinn unserer Buchhändler ist beträchtlich gestiegen.




Natürlich baten wir die Kunden um Nachsicht. Und die wurde uns auch bereitwillig entgegengebracht, wenn wir erzählten, dass wir ja selbst eigentlich Kunden der Buchhandlung seien. Da machte es auch nichts, wenn wir versehentlich ein eBook statt der Hardcoverausgabe beim Großhändler bestellten oder einen Kunden auch einmal auf den nächsten Tag vertrösten mussten, weil wir beim besten Willen das von ihm Gewünschte nicht finden konnten.






Eins musste ich bald revidieren: Ich ging mit der Vorstellung in die Buchhandlung, an diesem Tag endlich einmal viel viel Zeit zum Stöbern und Lesen zu haben. Aber davon konnte keine Rede sein. Dafür kann ich jetzt 1 A Bücher in Geschenkpapier einpacken und schrecke auch nicht mehr zurück, wenn mich jemand nach einem Geschenk für eine "ältere Dame, aber bitte nichts Historisches und nichts mit Liebe, sondern was Anspruchsvolles, aber nicht zu schwer" fragt.




Ach ... es hat Spaß gemacht!! Und im nächsten Jahr bin ich ganz sicher wieder dabei, wenn es am Freiheitsplatz heißt: Kunden bedienen Kunden.



2 Kommentare:

ღ Sheena S. ღ hat gesagt…

Oh das klingt ja wundervoll, hätte ich das früher gewußt wäre ich mal zum Buch kaufen vorbei gekommen =)

LG Sheena

Barbara Peters hat gesagt…

Das klingt super! Eine richtig feine Idee von deinen Buchhändlern!

Liebe Grüße
Barbara