Durch einige Rezensionen zu meinem Roman Holundermond bin ich auf die große Gruppe derjenigen aufmerksam geworden, die Bücher in Blogs vorstellen und auch rezensieren.
Heute bin ich in einem dieser Blogs auf eine sehr interessante Diskussion gestoßen, die ich gerne an euch weiterreichen möchte.
Ada Mitsou stellt in ihrem Weblog "Ada Mitsou liest ..." ein Zitat aus einem Interview mit Iris Radisch zur Diskussion, in welchem sich die ZEIT-Redakteurin und Moderatorin der Literatursendung "Literaturclub" mit dem Verhältnis der Internet-Kritiker zu den Zeitungskritikern auseinandersetzt.
Frau Radisch vertritt die Auffassung, dass Internetkritiken bloße Geschmacksurteile sind und nicht fundiert genug, um sich wirklich mit den Zeitungskritiken messen zu können.
Ist das so? Oder macht sich Frau Radisch hier zu einfach? Gehen die heutigen Blogrezensionen nicht inzwischen weit über ein "das Buch gefällt mir, weil es so schön spannend war" hinaus?
Lest zu dieser Frage einfach den Beitrag von Ada Mitsou und vor allem die daran anschließende spannende Diskussion: http://adamitsou.wordpress.com/2011/03/25/zeitung-vs-netz-werden-onlinekritiken-unterschatzt/
3 Kommentare:
Gute, und wie ich finde, wichtige Frage.
In meinen Augen fehlt hier nur noch die Unterscheidung zwischen... hmm, aus Mangel an Alternativen sag ich mal "Renzension" und "Feuilleton", die man meiner Erfahrung nach nicht direkt gleichsetzen kann.
Eine Rezension ist und bleibt IMMER ein reines Geschmacksurteil, und als solches sowohl vom Medium, als auch von der Person des Rezensenten losgelöst.
Eine Rezension von "Buchwurm0815" auf Amazon ist nicht mehr oder weniger wert als die Rezension von Marcel Reich-Ranicki in der FAZ.
Entscheidend wird es doch erst bei Büchern, die, aus welchem Grund auch immer, eines Kontextes für die Besprechung bedürfen. Schlüsselromane, Gesellschaftsromane, literarische Antworten auf andere Literatur (Ich denke da im einfachsten Sinne an "Tod eines Kritikers" von Martin Walser), solche Bücher brauchen, neben der reinen Geschmackskritik, immer auch eine professionelle Kritik, welche das benötigte Vorwissen, die Kenntnis der umliegenden Texte, Romane, Geschehnisse und Werke, und die Bedeutung des Romans kennt und ERkennt. Und genau HIER ist Fachpersonal gefragt.
Ich kann "Tod eines Kritikers" von jedem rezensieren lassen, selbst einem Zehnjährigen, dessen erstes Buch es ist, aber ich brauche einen Profi, um es wirklich zu besprechen!
Sicherlich gibt es dieses Fachpersonal auch im Netz. Tatsächlich aber fehlt diesem ein großer Teil an Glaubwürdigkeit im Gegensatz zum Feuilletonisten, der sich nachweislich seit Jahren oder Jahrzehznten mit der Thematik auseinandersetzt und "in der Materie steckt".
Man kann das mit der Rezension von Wissenschaftsliteratur vergleichen, denn auch die gibt es. Natürlich KANN jemand, der sich privat viel mit einem bestimmten wissenschaftlichen Thema auseinandersetzt, eine gute und treffende Rezension zu einem wissenschaftlichen Werk verfassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine promovierter Experte, der etliche Abhandlungen und Texte zu dem Thema verfasst hat, seit vielen Jahren in der Materie steckt, und einfach den aktuellen Forschungsstand perfekt beherrscht, eine gute Rezension schreibt, ist allerdings erheblich höher.
Im Endeffekt landen die Personen, DIE sich auskennen, eben das Fachpersonal, ohnehin in einer Position, wo ihr Fachwissen auch außerhalb des Internets geschätzt wird.
Von daher: Eine reine Rezension, wie man sie in der Regel im Netz oder in Zeitungen liest, kann tatsächlich von jedem und überall verfasst werden, und keine besitzt mehr "Professionalität" als die andere. (Selbst viele berufliche Zeitungsrezensenten sind keine Profis, sondern schlicht mehr oder weniger erfahrene Leser! Oder einfach eloquente Leser.)
Manche Literatur aber braucht Experten, Fachpersonal, für eine über das Werk hinausreichende Besprechung, jemanden, der den "Forschungsstand" aus dem Effeff kennt. Und die kann man eben NICHT einfach überall finden, sondern muss man dort suchen, wo dieses Fachpersonal sich aufhält. Und zwar in der Regel in den intellektuellen Feuilletons.
Gruß
Marco
Sehr interessanter Kommentar, Marco! Danke - es ist ein wichtiger Denkanstoß, zwischen "Rezension" und "Besprechung" zu unterscheiden. So gesehen bräuchte sich das Feuillon aber doch wirklich nicht vor der Bloggerszene fürchten. Denn die beiden bearbeiten doch völlig unterschiedliche Äcker ...
Liebe Grüße
Gabi
Die Sache mit dem Internet ist ja, dass jeder schreiben kann, der mit den Fingern bis an die Tastatur reicht. Dies bedeutet, dass es zum einen viel mehr Rezension(smöglichkeit)en gibt, zum anderen auch, dass viel mehr - ähm, "suboptimal prädestinierte" Rezensenten ihre Meinung sagen.
Allerdings muss ich ganz ehrlich hinzufügen, dass mich Feuilletons nie interessiert haben, ich bin da eine Banausin. Wenn jemand, dessen Geschmack ich halbwegs vertraue, in seinem Blog schreibt, dieses oder jenes Buch sei lesenswert, dann bin ich sehr viel eher geneigt, das Buch zu lesen, als wenn es gute Feuilleton-Rezensionen bekommt.
Kommentar veröffentlichen