Ich hatte mich längst damit abgefunden, dass offensichtlich keins meiner fünf Kinder meinen Büchervirus geerbt hat. Leseratten im Kinderzimmer? Fehlanzeige.
Dachte ich.
Und jetzt - seit einigen Tagen - sitzen plötzlich an allen möglichen und unmöglichen Orten im Haus lesende Kinder mit einem dicken Buch auf dem Schoß. Auf der Treppe. Beim Mittagessen. Auf dem Klo. Im Bett unter der Bettdecke. Sogar in der Badewanne.
K3 (11 Jahre) und K4 (9 Jahre) hat es gepackt.
Und ich stehe staunend davor und habe - ganz ehrlich - überhaupt keine Ahnung, was diese Lesewut plötzlich ausgelöst haben könnte.
Natürlich habe ich immer viel vorgelesen. Von Anfang an und auch stets sehr lange. Ich lese heute noch vor, nicht nur den Kindern, auch dem Liebsten. Ich lese einfach gerne vor.
Ich habe mir zeitweise den Mund fusselig geredet, um die Kinder ans Buch zu kriegen. Habe es mit allem möglichen Tricks probiert. Den erprobten und den weniger erprobten. Wie kann das sein? Ich bin Kinderbuchautorin, kämpfe für die Leseförderung, und die eigenen Kinder verweigern jedes Buch, das dicker ist als ein Pixi-Heftchen?
Und jetzt? Als ich schon aufgegeben hatte, mich schon drauf eingestellt hatte, dass mehr als textlose Mangas unsere Kinderzimmer wohl nie sehen werden, jetzt auf einmal hat sie das Lese-Virus gepackt. Und zwar richtig.
K3 liest Harry Potter, ohne Luft zu holen (Kniefall vor Frau Rowling für diese Bücher) und K4 liest Der kleine Hobbit. Und wartet sehnsüchtig darauf, dass K3 mit dem nächsten HP-Band durch ist.
Ich würde euch so gerne sagen, wie das geschehen konnte. Vor allem den Müttern unter euch würde ich gerne einen Tipp geben. Aber ich kann es nicht. Es gab keinen Auslöser. Keinen erkennbaren jedenfalls. Außer vielleicht meine plötzliche Resignation, die dann irgendwann in Gelassenheit umschlug.
Sie wollen nicht lesen? Na gut. Dann halt nicht.
Vielleicht ist das das Geheimnis verschlossener Türen. Vielleicht heißt "Sesam öffne dich" übersetzt eigentlich nur: Mir doch egal, ob du aufgehst oder nicht. Mir geht's auch gut, wenn du verschlossen bleibst. Vielleicht finden verschlossene Türen es langweilig, wenn man nicht an ihnen rüttelt. Dann sehen sie keinen Sinn mehr darin, verschlossen zu bleiben.
Einen Versuch wäre es wert.
Deshalb: Egal worum ihr kämpft: probiert es mal mit Gelassenheit. Vielleicht geht es euch ja wie mir. Und euch öffnen sich plötzlich Welten, mit denen ihr schon längst nicht mehr gerechnet habt.
So ging es zumindest auch K4 jetzt.
Heute Morgen am Frühstückstisch: "Du Mama, seit ich dieses Buch lese, habe ich das Gefühl, die ganze Geschichte findet jetzt in meinem Zimmer statt. Ich hab ein ganzes Zimmer voll mit dieser spannenden Geschichte."
Und nach einer Weile ... er nippte nachdenklich am Kakao ...
" ...du, sag mal: Wie viele tausend Bücher haben wir im Haus?"
"Viele." :-)
2 Kommentare:
Ich freue mich sehr für dich und deine Kinder! :)
So ist das manchmal mit den Kindern :-) Meine Älteste hat die Lesesucht von mir wahrscheinlich geerbt - keine Ahnung, während die Jüngste, Bücher oh nein nicht wirklich. Bis sie irgendwann mal ankam und sagte, ich wünsche mir mehr Bücher von Sergio Bambaren und Cecilia Ahern lese ich auch gern. Sie ist und wird auch nicht die große Leseratte werden, aber sie liest wenigstens. Und der Lütte von ihr schaut sich immer gern bei "Oma" sämtliche Bilderbücher an, während ich ihm dann erzähle, was dort auf den Abbildungen zu sehen ist. Irgendwann wird er dann auf meinen Schoß krabbeln und ich kann ihm die Geschichten vorlesen. Darauf freue ich mich schon
LG Hanne
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