24. Februar 2012

Fastenzeit

Klar haben wir drüber gesprochen. Am Küchentisch.
Fastenzeit. Was ist das? Warum fasten Menschen? Welche Menschen fasten überhaupt? Was hat das mit Religion zu tun? Hat es überhaupt etwas mit Religion zu tun?

Gemeinsam haben wir überlegt, ob wir nicht auch einmal fasten sollten. Verzicht üben in den nächsten Wochen. Ganz bewusst.
Ich habe erzählt, dass ich Freunde habe, die ganz bewusst auf Schokolade verzichten bis Ostern. Oder generell auf Süßigkeiten. Dass es Menschen gibt, die es schaffen, in der Fastenzeit nicht zu rauchen, obwohl sie Raucher sind.
Auf die Frage von K3, warum sie denn dann mit damit nach Ostern wieder anfangen, wusste ich auch nicht so recht eine Antwort.
Ich schlug TV-Fasten vor. Entsetztes Kopfschütteln am Küchentisch.
Ich habe nicht versucht, die Kinder zu überreden, weil ich finde, Fasten sollte etwas Freiwilliges sein, eine bewusste freiwillige Entscheidung.
Also haben wir weiter überlegt.
Ich fragte: "Überlegt doch mal: Auf was könntet ihr freiwillig mal sieben Wochen verzichten?"
K3: "Auf Hausaufgaben!"

Ich begriff - so ganz war mir die Aufklärungsarbeit zum Thema Fasten noch nicht gelungen.
Aber dann ist uns doch  noch etwas eingefallen. Gemeinsam.


„Willst du das Schwein behalten?“ Erdal kraulte Florentine wieder zwischen den Ohren.
„Behalten? Ich kann doch kein Schwein behalten! Dafür haben wir gar keinen Platz. Und meine Eltern würden das auch gar nicht erlauben.“
„Ihr könnt es aufessen.“
Entsetzt starrte ich Erdal an. Der zuckte mit den Schultern.
„Ihr esst doch Schweine oder?“
„Ähm, ja, das heißt, nein. Doch, manchmal“, gab ich zu. Ich versuchte angestrengt, Florentine nicht in die Augen zu sehen.
„Wir Türken essen keine Schweine, bei uns wäre sie sicher.“
Ich starrte Erdal an. Deshalb war er also die ganze Zeit hinter mir her. Er wollte mir das Schwein wegnehmen!
(aus: Florentine oder wie man ein Schwein in den Fahrstuhl kriegt, Sauerländer)



Wir würden es versuchen. Kein Fleisch mehr zu essen. Und keine Wurst natürlich.
Über Massentierhaltung, Tierquälerei, Chemie in Lebensmitteln müssen wir gar nicht lange reden. Das wissen selbst die Kleinsten schon. Trotzdem wir das wissen und unseren Fleischkonsum schon sehr eingeschränkt haben, leben wir (noch) nicht vegetarisch. Jetzt scheint uns eine gute Zeit zu sein, das einmal auszuprobieren.
Wir beschließen, dass es bis Ostern kein Fleisch und keine Wurst mehr auf unserem Speisezettel geben soll.  Nicht verkrampft, sondern mit Spaß. Was auch gleich K5 beruhigt, der sich das im Kindergarten nicht so ohne weiteres aussuchen kann.
Zum Glück habe ich stapelweise vegetarische Kochbücher. Ich freue mich auf dieses Experiment und bin gespannt, was es mit uns macht. Ich werde berichten.

4 Kommentare:

Ivi hat gesagt…

Die einzige Zeit, wann ich tatsächlich mal Fleisch esse, ist, wenn es Lasagne gibt. Ansonsten esse ich überhaupt kein Fleisch (mit Ausnahme von Fisch). Mir schmeckt es einfach nicht. Und da ich sowieso eher ein Problemfall in Bezug aufs Essen bin, fehlt mir dadurch einiges an Vitaminen, da ich auch kein Tofu oder sonstiges esse. Eigentlich ernähre ich mich ziemlich einseitig, sprich, ich bräuchte am Tag nicht mal was warmes zu essen. Ich lebe sehr ungesund und muss mir das auch ständig von meiner Familie und besonders von meinem Freund, der ein richtiger Sportfreak ist, anhören.

Aber wenn ich dann an die armen Tiere denke, wird mir ganz anders.

Vor zwei Tagen zum Beispiel hat meine Mama Steak gebraten und zwar medium. Nach dem meine Eltern dann bestimmt 20 Minuten an mir rumgearbeitet haben, ich solle doch wenigstens ein kleines Stückchen davon essen, hat sie mir dann eine Ecke von dem Stück Fleisch auf den Teller gelegt. Und als ich es durchschneiden wollte, lief da so viel rote Flüssigkeit raus, dass es mir echt hoch kam. Ich hab keine Ahnung von Fleisch aber es ist mit Sicherheit nicht ohne Grund, das manche Leute ihr Fleisch gerne "blutig" habe. Wenn ich daran denke, wird mir immernoch schlecht. Das war echt der Zeitpunkt an dem ich alle Vegetarier auf der ganze Welt vollkommen nachvollziehen konnte, wobei bei mir ja auch nicht mehr viel zum Vegetarier fehlt. Das hat echt irgendein Hebel in mir umgeschaltet ... richtig ekelhaft.

Jutta Wilke hat gesagt…

Liebe Ivi,
danke für deinen Kommentar.
Ich denke, wenn es für dich nicht passt und du es auch gar nicht magst, dann solltest du auch kein Fleisch essen. Meine älteste Tochter ist auch Vegetarierin und wir haben uns, als sie noch bei uns wohnte, mit dem Essen einfach auf sie eingestellt. Das klappte wunderbar.

Wir, also meine Kinder und ich, werden ausprobieren, wie es uns schmeckt und was wir mögen. Was ich nicht mag sind Menschen, die aus allem ein Dogma machen müssen. Ich finde, jeder muss das für sich selbst entscheiden. Auch meine Kinder. Ich freue mich, dass sie das Experiment mit mir machen wollen. Aber ich werde sie nicht zwingen.

Liebe Grüße
Jutta

Diandra hat gesagt…

Viel Erfolg!

In der englischsprachigen Blog-Welt gibt es übrigens die berühmten "meatless Mondays"... oder gab es mal, ich weiß gerade gar nicht, wann ich die zuletzt gesehen habe...

Tine hat gesagt…

Das finde ich super, wenn jemand so offen ist. ich lebe seit 10 jahren vegetarisch und wollte meinem Mann und Kindern gegenüber nie zu aufdringlich sein mit dem Essen.. Allerdings hat sich jetzt meine Ältere auch für den Vegetarismus entschieden, wodurch mein Mann meinte, wir könnten es doch alle gemeinsam für eine Zeit probieren, was ich ihm hoch anrechne.
Zur Fastenzeit haben wir uns beide vorgenommen nicht zu Rauchen, bzw. mein Mann wird elektronische Zigaretten rauchen (zum beispiel so was), weil er ganz ohne nicht kann, aber das wird eine grosse Herausforderung, das weiss ich jetzt schon. aber ich bin mir sicher das die grosse uns schon gehörig auf die Finger klopfen wird, wenn wir weich werden sollten :-)
lg Tine