10. Juni 2015

Schreiben macht Spaß

Zwei wunderbare Tage lang durfte ich Gast sein am Gymnasium Andreanum in Hildesheim. Zu verdanken hatte ich diese Einladung dem Friedrich-Bödecker-Kreis Niedersachsen, der mich für zwei komplette Vormittage in eine sechste Klasse des Gymnasiums schickte. Meine Aufgabe dort: Den Kindern zeigen, wie viel Spaß es machen kann, selbst Geschichten zu schreiben.
Nach zwei wirklich sehr netten Telefonaten bin ich dann doch mit etwas Bauchgrummeln in den Zug gestiegen, denn vorab wurde mir noch erklärt, dass es sich bei "meiner" Klasse um eine ganz besondere Klasse handele: Eine Inklusionsklasse, in der beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Kinder gemeinsam unterrichtet werden.
Würde ich das schaffen? Wie würden die sprachlich schwächeren Kinder mit den sprachlich fitteren mithalten können? Würde sich der eine Teil zu Tode langweilen, während ich mit dem anderen Teil arbeite? Was kann ich von lernbeeinträchtigten Kindern erwarten und was nicht? Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet waren gleich Null.
Was mich ein wenig beruhigte, war meine Erinnerung an meinen letzten Ferienschreibkurs im Hochtaunuskreis. Dort hatte ich 13 Kinder zwischen 16 und 8 Jahren an einem Tisch sitzen über eine Woche lang und gelangweilt hat sich meines Wissens nach niemand. Würde schon schiefgehen.

Bis auf die Tatsache, dass mein Zug erst mit 30 Minuten Verspätung in Hildesheim eintraf und mein Abholservice, die wunderbare Deutschlehrerin Frau Frank-Gerstung, sich am Bahnhof die Beine in den Bauch stehen musste, ging überhaupt nichts schief.
Als ich die bereits wartende Klasse betrat, spielten die Kinder zum Zeitvertreib "Galgenmännchen" und wir hatten einen prima Einstieg ins Schreiben.
Alle waren zwei Vormittage lang ununterbrochen begeistert im Einsatz. Wir veranstalteten Schreibspiele, sprachen über Figurenentwicklung, beleuchteten finstere Handlungsorte, suchten nach Möglichkeiten, Gefühle auszudrücken, übten Dialoge und jedes Kind schrieb für sich seine eigene spannende Geschichte. Auch Quatschgeschichten haben wir geschrieben und schon nach kürzester Zeit wollten sogar die sonst eher zurückhaltenden SchülerInnen ihre Werke selbst vorlesen.

Nach zwei Vormittagen waren sich alle einig: Kreatives Schreiben macht richtig viel Spaß. 

Ein besonderes Highlight für mich war aber die Lage der Schule direkt neben dem St. Michaelis-Kloster und die Unterbringung in demselben.

So sieht die Kirche von vorne aus, das Kloster und die Schule befinden sich direkt dahinter.



Mein Zimmer befand sich über dem Kreuzgang oben ganz rechts.

Ich habe die Ruhe an diesem Ort zwischen den beiden Veranstaltungen sehr genossen. Und als dann nachts noch der Vollmond über dem Kloster stand und direkt in mein Zimmer leuchtete, fühlte ich mich fast wie Nele aus dem Holundermond.



Vollmondnächte sind Zaubernächte, sagte Jan immer. Wenn du einmal zaubern möchtest, dann versuche es am besten in einer Vollmondnacht. Da sind die Türen zwischen den Welten weit offen und es gelingt dir vielleicht. 

(Holundermond, Jutta Wilke)



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