2. September 2015

Morgenseiten


Alle Welt scheint sie zu kennen - für mich waren sie neu: Die Morgenseiten.

Gestolpert bin ich über diesen Begriff erstmals vor einigen Wochen, als ich mir zur Ferienlektüre das Buch "Die Honigfrau" von Agnes Flügel kaufte. Agnes Flügel hat den Sprung von der Großstadt Hamburg in die Pampa irgendwo an der Ostsee gewagt und hat ihre eigene Honigmanufaktur gegründet. Oder - um es einfacher auszudrücken - sie ist zur (Berufs)Imkerin geworden. Ihren spannenden Werdegang beschreibt sie in o.g. Buch.
Und zu diesem Weg gehörte eben auch das Schreiben von diesen Morgenseiten. 
Da Agnes Flügel ihre Anleitung aus einem Ratgeber für Künstler entnommen hat, wurde ich neugierig und habe mich auf die Suche nach mehr gemacht. Und so einiges zu diesem Thema im Netz gefunden. 

Was meint Frau Flügel damit, wenn sie von "Morgenseiten" spricht?
Einfach ausgedrückt: Bei Morgenseiten handelt es sich um eine Kreativitätstechnik, die dabei helfen soll, Ideen zu sammeln. Erfunden und bekannt gemacht hat diese Technik Julia Cameron in ihrem Buch "Der Weg des Künstlers".

Die Technik ist einfach: Man schreibt handschriftlich (!) drei Seiten hintereinander weg, ohne den Stift dabei abzusetzen.

Mit anderen Worten: Man lässt seine Gedanken fließen, man schreibt sich leer. Und schafft dadurch Platz für neue Gedanken, neue Ideen. Es ist ein bisschen so wie ein Hausputz. Die Denkschubladen werden leergeräumt rsp. geschrieben, damit wieder Platz für neues ist. Ganz nebenbei findet man neue Lösungswege, neue Denkansätze, verschafft sich Klarheit in den Undurchsichtigkeiten, die man durch die Nacht geschleppt hat, räumt auf im Unterbewusstsein dadurch, dass man den ganzen Kram mal nach draußen kehrt. 

Die Regel für Morgenseiten ist einfach:

  • Man schreibt ausschließlich handschriftlich, das ist wichtig, weil so die Gedanken direkt aufs Papier fließen.
  • Man setzt den Stift an, schreibt drauf los, egal was, und man hört erst wieder auf, wenn man drei DIN A 4 Seiten gefüllt hat.
  • Man schreibt die Morgenseiten - der Name sagt es schon - sofort nach dem Wachwerden. Am besten noch vor dem ersten Kaffee!
  • Das Geschriebene packt man weg. Es ist nicht zum Lesen bestimmt. Auch selbst soll man nicht hinterher lesen, was man geschrieben hat. Das verschafft einem die Freiheit wirklich ALLES aufschreiben zu können, jeden Gedanken, alles, was nach draußen drängt. Der Wert der Morgenseiten liegt eben genau darin, dass die Schere im Kopf einmal zur Seite gelegt wird.

Ich habe es ausprobiert in den letzten Wochen. Und ich bin begeistert.

Eine ähnliche Methode ist es, nach der Uhr zu schreiben. Also sich hinzusetzen und z.B. 20 Minuten einfach drauflos zu schreiben, alles aufzuschreiben, was einem in den Sinn kommt. 
Mir persönlich gefällt die Vorgabe der drei DIN A 4 Seiten besser. Die Uhr habe ich schon zu oft im Blick bei meinem Tagesablauf. 

Seit ich die Morgenseiten schreibe, spüre ich, wie meine Kreativität zurück kommt. Ich fühle mich schon zu Tagesbeginn wieder freier von kopflastigem Ballast, den ich sonst durch den Tag mit mir herumschleppe. Und glaubt mir, meine Tage sorgen auch so schon für genügend neuen Ballast. Es tut mir also gut, jeden Morgen erst einmal ein bisschen Platz zu schaffen.

Probiert es einfach mal aus!

1 Kommentar:

Regina hat gesagt…

Hallo Jutta,
nachdem ich das Buch "Der WEg des Künstlers" gelesen hatte, habe ich angefangen damit, Morgenseiten zu schreiben. Ich könnte gar nciht mehr ohne, denn sie setzen nicht nur die Kreativität frei, sie helfen auch dabei Probleme zu sortieren und manchmal auch zu lösen. Wenn ich gewisse Dinge aufgeschrieben habe, habe ich sie ein Stück weit von mir weggestellt und betrachte sie aus einem anderen Blickwinkel. Das tut gut!
Herzliche Grüße
Regina