In meinem letzten Beitrag habe ich euch von dem Stück Papier erzählt, dass ich gefunden und das mir ausdrücklich das Ankleben verboten hat.
Ich habe es trotzdem getan. Und euch versprochen, mich der einzelnen Thesen doch noch einmal anzunehmen.
Und da ist sie nun - These 1:
Während du an etwas schreibst, schweig darüber.
Es gibt natürlich einige einleuchtende Gründe, sich an diese These zu halten. Zum einen unterliegen Inhalte, die ich bereits bei einem Verlag untergebracht haben, oft einer Schweigepflicht bis zur Veröffentlichung, um nicht die Konkurrenz auf den Plan zu rufen.
In Kollegenkreisen höre ich aber auch oft von der Angst, eine Idee könnte von anderen Autoren gestohlen bzw. abgekupfert werden. Ideen sind ja bekanntlich nicht geschützt, vielleicht wäre es deshalb ratsam, darüber zu schweigen.
Und ja, es mag auch Autoren geben, die nur dann ganz in ihren Text eintauchen können, wenn sie eben nicht darüber sprechen. Wenn sie jeden Satz, jedes Wort für sich behalten bis zur Veröffentlichung. So wie es Maler gibt, die man jederzeit im Atelier besuchen und ihnen über die Schulter gucken kann und solche, die schnell ein Tuch über die Staffelei werfen.
Ich mache das nicht. Ich gehe vielleicht nicht in jedes Detail und ich beachte natürlich auch eventuelle vertragliche Verpflichtungen. Aber ansonsten rede ich gerne und oft über meine Arbeit. Ich brauche den Austausch, um immer wieder neu inspiriert zu werden, um neue Denkanstöße zu bekommen und auch, um mal abzuklopfen, wie meine Ideen denn so bei anderen ankommen. Nicken sie begeistert oder gähnen sie gelangweilt?
Außerdem hilft mir der Austausch oft über Momente hinweg, in denen ich hängen bleibe, nicht weiter weiß oder anfange, mich gedanklich im Kreis zu drehen.
Gerade bei sehr speziellen Themen hat mir das Reden darüber auch schon den einen oder anderen Kontakt gebracht, der mir inhaltlich weiterhelfen konnte oder einen Tipp hatte, wo ich mit meiner Recherche noch ansetzen könnte.
Ich brenne für meine Geschichten. Ich glaube, es würde mich verbrennen, wenn ich nicht darüber sprechen dürfte.
Und jetzt bin ich gespannt: Wie macht ihr das? Haltet ihr euch an These 1 oder sprecht ihr über das, was ihr gerade schreibt?
2 Kommentare:
Ich breche diese These frischfröhlich. Kürzlich habe ich einem Autorenkollegen erzählt, dass ich gerade an einer der Schlüsselstellen des Buches angekommen sei. Er wollte natürlich mehr wissen. Ich habe ihm den Plot bis zur Schlüsselstelle erzählt - und bekam ein begeistertes: "Muss ich lesen." Was mir natürlich fürs Schreiben total Aufwind gegeben hat :-) Und mich auch bestätigt hat, auf dem richtigen Weg zu sein.
Das Ende des Buches wird so was von ... (nein, das verrate ich natürlich NICHT, aber ich kann sagen, dass das Ende auf einem Wunschtraum von Frau Tochter beruht und es Herr Ehemann ist, der vorgeschlagen hat: lass es doch so enden).
Ich gehöre eigentlich zur Fraktion: "Im stillen Kämmerlein schreiben" - aber ab und zu muss es raus. Dann spreche ich mit Menschen, denen ich zu 100% vertraue, bei denen ich weiss, dass das Erzählte gut aufgehoben ist.
Und ich gestehe: Mich nervt die Geheimniskrämerei, zu der wir nicht zuletzt oft auch durch unsere Verlage verfplichtet sind. Als Bloggerin würde ich meine Leser extrem gerne am Schreibprozess teilhaben lassen. Nicht, indem ich zu viel verrate (ich denke, das wäre kontraproduktiv), aber doch so viel, dass sie mitfiebern und das Erscheinen des Buches dann kaum abwarten können.
Weil ich mich gerade wieder zum vermehrten Bloggen entschieden habe, suche ich nun für mich einen Weg, auch über das aktuelle Projekt zu schreiben - ohne zu viel zu verraten.
Kurz: These 1 funktioniert für mich nicht.
Sag ich ja. Für mich funktioniert es auch nicht. Und auch ich denke, dass es meinen Büchern sogar eher gut tut, wenn meine Leser am Schreib- und Entstehungsprozess teilhaben dürfen. Manchmal ist es ein schmaler Grat, aber insgesamt geht es mir genau wie dir: ab und zu muss es raus, was ich da so treibe.
Kommentar veröffentlichen