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26. Februar 2016

Tschick

Der erste Teaser zur Verfilmung von Tschick, dem Bestseller von Wolfgang Herrndorf, ist draußen.
Ich liebe dieses Buch. Und habe mich auf den Film gefreut. Aber schon nach den ersten Bildern bin ich unschlüssig. Angucken oder nicht?
Es ist immer das gleiche Dilemma. Die Bilder auf der Leinwand machen mir die Bilder in meinem Kopf kaputt. Und die sind in diesem Fall eindeutig andere. Was sagt ihr dazu?


1. Juni 2014

"Branche ohne Wert"

Mit seinem Kinderbuch "Die Milchpiraten" hat es mein Agenturkollege Kai Lüftner in den Leipziger Lesekompass 2014 geschafft. Und auch sonst hat der Mann, der sich selbst den vielleicht gefährlichsten Kinderbuchautor Deutschlands nennt, einiges zu bieten. 
Wie viele Kinderbuchautoren beschäftigt auch Kai Lüftner ein Thema ganz besonders: Der Wert der Kinderbuchbranche. Ich habe meinem persönlichen Unmut zu diesem Thema in meinem Blog schon oft Luft gemacht. Sei es der Rausschmiss des Kinderbuchs vor einigen Jahren aus dem Feuilleton der ZEIT, sei es die Missachtung deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur beim Deutschen Jugendliteraturpreis. Sei es die miserable Vergütung von Kinder- und Jugendbuchautoren im Vergleich zu ihren Kollegen im Erwachsenenbuchbereich.  Oder sei es einfach nur die Frage "Wann schreibst du endlich mal ein richtiges Buch?" Der nicht vorhandene Stellenwert des Kinderbuchs in der Literaturbranche ist offensichtlich. Da sind wir uns einig. Und letzte Woche ist Kai offensichtlich der Kragen geplatzt. Er hat er via Facebook einen offenen Brief geschrieben, der uns alle angeht. Und mit dem er offensichtlich in ein Wespennest gestochen hat. Auf meine Frage, ob ich den Brief veröffentlichen dürfe, schrieb mir Kai, dass er auch nicht im Ansatz geahnt habe, welchen Wirbel dieser Brief auslösen würde, sonst hätte er sich mehr Mühe gegeben.
Ich bin heilfroh, dass Kai von dem Wirbel nichts ahnte. Denn so ist der Brief wie Kai Lüftner auch: Spontan, authentisch, erbarmungslos ehrlich. 
Ich kann nur sagen: Gut gebrüllt, Herr Lüftner!
© Michael Rahn

Und hier - mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors der Offene Brief von Kai Lüftner
Das große Klein-Gemache
oder: eine Branche ohne Wert!
Guten Tag.
Mein Name is Kai. Ich bin seit ca. drei Jahren sowas wie ein Autor, ein Kreativitäter der sich für die Zielgruppe Kind entschieden hat. Und irgendwie hab ich grad voll Erfolg und so – mehrere Bücher bei verschiedenen Verlagen, Preise, Auslandslizenzen, Hörbücher, Musik-CDs und ne Planungssicherheit für die nächsten drei – vier Jahre! Wow, oder?
Ja, alles cool eigentlich! Nich hinterfragen, sondern dankbardankbardankbar sein und einfach genauso weitermachen! Hinter der Doppeldeckung den Rückenwind genießen, so lange er weht. -
Is mir aber leider irgendwie nich möglich! Denn hier läuft gewaltig was schief!
Ich komme vom Hörbuch, hab u.a. für Comedians und TV-Produktionsbuden geschrieben, war als Redakteur für Radio oder Printmedien tätig. Und was soll ich sagen? – Es waren fast alles Scheißjobs, gegen die ich mich letztlich ganz bewusst entschieden hab!
Aber, Momentchen, jedes einzelne mal hab ich trotzdem besser verdient als jetz, wo ich meine eigenen Inhalte kreiere. Inhalte für Kinder. Für das Wichtigste im Leben! Oder?
Ähm, hat meine Arbeit denn eigentlich einen Wert wenn sie so schlecht vergütet wird? Für die Zielgruppe? Die Verlage? Mich selbst?
Das Thema ist nich neu. „Erfolgreich, aber arm!“ titelte gerade erst einNDR-Bericht, indem unter anderem meine geschätzte Kollegin Antje Herden tief über die raue Wirklichkeit für uns Kinderbuchautoren blicken ließ. Aber durch is das Thema noch lange nich, denn man hat noch ein paar wesentliche Punkte außer Acht gelassen, finde ich!
Als es hieß, ich würde in eine große deutsche Talkshow eingeladen, sind Menschen, die seit Jahrzehnten in Presseabteilungen von Verlagen arbeiten, beinahe kollabiert. Das gab es ja noch nie! Wahnsinn! Einer „unserer“ Autoren? Im Fernsehen? – Ehrlich, als diese Nachricht so langsam durchsickerte, war das wie ein Paukenschlag in der Branche. Am Anfang hab ich das gar nich so richtig registriert, sondern einfach nur hingenommen – aber die Dimension dieses Ereignisses und die damit verbundene Aufregung hat mich rückblickend wirklich erschrocken – und vor allem zum Nachdenken gebracht.
Es scheint ganz normal zu sein:
Jeder Vollhorst, der mal n Stoppschild bei „GZSZ“ oder in der Lindenstraße gespielt und dann – unvermeidlich – seine Biographie oder einen Selbstverwirklichungs-Ratgeber veröffentlicht hat, wird durch alle existenten Talkshows gejagt und bekommt seine ihm offenbar zustehende Portion Öffentlichkeit.
Bamm, zwei Wochen Power-Promo später hat sich selbst der größte Rotz 20000 mal verkauft! Herzlichen Glückwunsch, Zweit- und Drittauflage – Bestseller – Dankeschön!
Wir Kinderbuchautoren sind schon stolz wie Bolle, wenn wir mal im regionalen offenen Kanal kurz unser neues Werk präsentieren dürfen und nach einer Lesung in der Bibliothek von Klein Kleckersdorf drei signierte Exemplare aus unserem Bücherkoffer verscherbelt haben. Als Gimmicks noch die selbstfinanzierten Lesezeichen oder Autogrammkarten für die Kinder – und darauf hoffen, dass es im Backstagebereich noch Kaffee und Käsebrötchen gibt.
Das is übertrieben? Nich im Geringsten! Alles immer schön kleinklein. Und sich die ganze Zeit bewusst machen, in was für einer privilegierten Situation man is. – Hey, wir dürfen Kinderbücher schreiben, während andere richtig arbeiten müssen. Alles klar?
Und wo sind eigentlich die Stars der Branche? Wo sind die Gesichter zu den Namen derer, die erfolgreiche Titel produzieren? Wen kennt man denn noch, wenn man nich Händler, oder Blogger oder Verlagsmitarbeiter is?
Die alten Recken des Kinderbuchs klingen den meisten noch im Ohr: Michael Ende, Astrid Lindgren, Paul Maar, Ottfried Preussler, James Krüss, Enid Blyton, Erich Kästner – allesamt Stars! – Aber das is doch schon Jahre her! 10? 15? 20? Ich weiß es nich genau.
Heute fallen einem vielleicht noch Cornelia Funke, Kirsten Boje oder Andreas Steinhöfel ein. Wobei ich mir da nich mal wirklich sicher bin. – Und selbst diese Erfolgsautoren können vermutlich vollkommen unerkannt im Bademantel Brötchen holen gehen. WIESO KÖNNEN SIE DAS? Wie is das möglich?
Während Herr Schätzing Schlüppa-Werbung macht, Herr Hohlbein ne eigene Doku-Soup im Privatfernsehen bekommt und Herr Fitzek sowieso n Popstar is, verdienen Jugendliteraturpreis-Gewinner ihren eigentlichen Lebensunterhalt als Synchronsprecher, geben Schreib-Workshops oder sind das ganze Jahr auf Tour, um über die Runden zu kommen!
Da platzt mir doch echt ne Ader!!!
Ich möchte brüllen: Hallo, hier sind wir! Die Frauen und Männer, die die Inhalte schreiben, die eure Kinder lesen! Meistens sogar gerne! Is es echt nich interessant, wie wir die Welt sehen, oder was wir über das Schreiben hinaus zu sagen haben? Is die Meinung eines Schauspielers, einer Nachrichtensprecherin, eines Pop-Musikers wirklich kategorisch so viel interessanter als unsere?
Ehrlich?
Ich hab allerdings auch das Gefühl, ein Teil dieses nicht zu leugnenden Zustandes resultiert aus der Selbstwahrnehmung der Branche selbst. Sorry, ich will niemandem zu nahe treten, aber wann habt ihr euch das letzte mal breit gemacht für „eure Kunst“ oder „unsere Sache“?
Wer legt sich mit seinem Verlag an, wenn der die Prozente runterschraubt, irgendwelche Rechte über das Buch hinaus auf Lebenszeit besitzen möchte, Vorschüsse halbiert oder einfach mal nichts für das Produkt tut, nachdem es erschienen is? Wer?
Ein großer Verlag für den ich arbeite war es scheinbar überhaupt nich gewöhnt, dass man die von ihm ausgestellten Vertragsangebote mit Anmerkungen zurück schickt. Das kannten die schlicht und ergreifend nich.
Einer meiner Lieblings-O-Töne aus unser schriftlichen Korrespondenz, als ich den Vertrag nach Prüfung durch meinen Medien-Anwalt zum dritten Mal zurückschickte und auf gewisse Dinge bestand: „Man könnte anhand Ihres Verhaltens vermuten, Sie wollen gar nicht bei uns veröffentlichen!“
Doch, lieber Verlag, will ich! Sehr gern sogar! Ich will nur auch was davon haben! Ich möchte zum Beispiel die Hörbuchrechte behalten! Bei ein paar hundert angebotenen Euro Vorschuss, sollte man doch noch ein paar hundert Euro mehr aushandeln dürfen! Und nein, ich möchte nicht kategorisch meine Rechte an allen noch nicht bekannten Nutzungsmedien abtreten!
Vor allem, wenn ein Buch in der Herstellung so günstig is, wie ein Kinderbuch (billiger Autor, billiger Illustrator, billige Produktionskosten im Ausland), muss man sich als Verlag auch nich wirklich ins Zeug legen. Die paar Tausend Euro werden schon irgendwie wieder eingespielt – und wenn nich, egal! Versendet sich und macht sich ganz gut in der Backlist. Wird halt der nächste Autor ausprobiert, kein Ding!
Außerdem haben wir Kinderbuchschreiber auch scheinbar längst irgendwie akzeptiert in Nischen statt zu finden, außerhalb des Feuilletons und unterhalb des Wahrnehmungsradars der relevanten Medien. Eine positive Amazon-Rezi is uns schon mal ein Facebookposting wert! Hey, wenn andere nich über uns sprechen, müssen wir es eben selber machen!
Kürzlich zufällig mal Kinderradio gehört? Der einzige relevante und explizite Sender, den es gibt, spielt zu 50% Chart-Musik. Also Erwachsenen-Charts!
Es gibt eine einzige Sendung über Kinderliteratur im deutschen Fernsehen! EINE! EINZIGE!
Hey, schau mal, ne dreizeilige Besprechung meines neuen Buches im kostenlosen Magazin der deutschen Bahn! Wahnsinn!
Das Land der Dichter und Denker verscherbelt seine Kinderbuchautoren am Krabbeltisch. Und wir basteln uns auch noch unsere Sonderangebots-Schildchen selber.
Mann ey, lasst mal was machen! Wenigstens mit der Faust auf den Tisch hauen und kund tun, dass wir das mitbekommen, was hier mit uns abgezogen wird. Wir müssen echt aufhören uns so klein zu machen, sonst sind wir so klein wie sie uns gerne hätten. Die Verlage brauchen uns mehr, als wir die Verlage.
Verkauft euch nich unter Wert! Macht euer Ding – und das zu euren Bedingungen! Im Team zwar, aber als gleichberechtigte Partner, nich als Bedarfsschreiber! – Das klingt einfacher als es is? Stimmt nich – es is einfacher als es klingt.
Habt euch lieb! Ich tue es!
Kai

17. April 2013

Initiative deutschsprachiger Kinder- und JugendbuchautorInnen und IllustratorInnen


Liebe AutorInnen und IllustratorInnen!



Dieser Offene Brief wird zum Welttag des Buches, 23. 4. 2013, offiziell an den AKJ und an Frau Schröder verschickt.

Dafür brauchen wir Unterschriften und hoffen auf Ihre und eure Mithilfe und Solidarität. Bisher haben schon 285 - teils sehr namhafte - AutorInnen und IllustratorInnen unterzeichnet.

Zum "Unterzeichnen" bitte einfach eine Mail mit Eurer Zustimmung an diese Adresse senden: DJLP_Initiative@gmx.de

Bitte mit Angabe, ob ihr als AutorInnen oder IllustratorInnen (oder beides) unterzeichnet. :)

Sehr gern können Sie und könnt ihr den Link zum Offenen Brief an befreundete AutorInnen undIllustratorInnen  (egal, ob aus dem Erwachsenen- oder aus dem Kinder- und Jugendbereich) weiterleiten - mit Bitte um Unterzeichnung.  

Einsendeschluss für die Unterschriften ist der 22.4. um 12 Uhr.

  
Habt vielen Dank für Eure Mithilfe!


Euer 7köpfiges Organisationsteam







Und hier der offene Brief im Wortlaut:


Initiative deutschsprachiger Kinder- und JugendbuchautorInnen und IllustratorInnen
c/o Antje Wagner
Benkertstr. 14
14467 Potsdam


Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Frau Dr. Kristina Schröder
Glinkastr. 24
10117 Berlin

nachrichtlich:
Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.
Projektleitung Deutscher Jugendliteraturpreis
Metzstraße 14c
81667 München

 

 

Der Deutsche Filmpreis geht in diesem Jahr an die US-Produktion  
„Django Unchained“ unter der Regie von Quentin Tarantino!

Sehr geehrte Frau Bundesministerin,

ist die oben zitierte Pressemeldung nur ein Aprilscherz der Medien? Was jede Leserin und jeder Leser für einen Witz halten würde, ist beim Deutschen Jugendliteraturpreis (DJLP) seit Jahren gang und gäbe. Der DJLP ist der einzige deutsche Staatspreis für Literatur. Von Staatspreisen für andere Künste unterscheidet er sich jedoch dadurch, dass er nicht der originären deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchproduktion vorbehalten ist. Der Grund sind die Vergaberichtlinien des Preises, die hier kurz zitiert sein sollen:

Zur Auszeichnung mit einem Preis können Bücher vorgeschlagen werden, die im Jahr 2012 erstmals erschienen sind:
1. deutschsprachige Originalwerke lebender AutorInnen/ HerausgeberInnen und IllustratorInnen
2. deutsche Übersetzungen von fremdsprachigen Werken lebender AutorInnen und HerausgeberInnen

Bei Betrachtung der Nominierungslisten der vergangenen zehn Jahre zeigt sich: 70% der nominierten Kinder- und Jugendbücher sind keine deutschsprachigen Originalwerke. Im Nominierungsjahr 2013 betrug die Anzahl der nominierten Kinderbücher von deutschsprachigen AutorInnen: 0%. Wie auch bereits in den Jahren 2005, 2006 und 2007.

Was heißt das genau?
Allein das Erscheinungsjahr in Deutschland ist entscheidend. Verlage können aktuelle Übersetzungen einreichen, deren Erstveröffentlichung des Originals Jahre zurückliegt. Im Falle der 2008 prämierten US-Autorin Paula Fox waren es 39 Jahre.
Abgesehen davon, dass also dieser Staatspreis – anders als in anderen Ländern – nicht der Anerkennung und Förderung der eigenen Literaturproduktion dient, wird Übersetzungen zudem noch ein starker Vorteil gewährt: Sie haben jahrelang Zeit, sich in ihrem Heimatland zu bewähren, Preise zu gewinnen, Bestsellerlisten anzuführen und hohe mediale Anerkennung zu erlangen – kurz: sich zu etablieren, bevor sie hier in der Übersetzung erscheinen und in den Wettbewerb gehen. Eingereichte deutschsprachige Originale sind im Gegensatz dazu erst kurz auf dem Markt, haben kaum Zeit, von KritikerInnen, MultiplikatorInnen und LeserInnen wahrgenommen zu werden, geschweige denn, sich zu etablieren. Paul Maar, selbst Preisträger, kritisierte bereits vor Jahren, dass durch die Vergabepraxis des DJLP „der Blick verstellt wird auf deutsche Nachwuchsautoren und deren Bücher.“

Als der DJLP im Jahre 1956 ins Leben gerufen wurde, hatte die Öffnung für Übersetzungen eine wichtige Funktion. Vor dem Krieg war die Jugendliteratur stark ideologisch geprägt. Es galt, den Blick nach außen zu richten, Völkerverständigung zu fördern. Zudem war die Eigenproduktion von Kinder- und Jugendliteratur noch sehr gering.
Die Lebensrealität und die Literaturproduktion haben sich im Vergleich zu damals umfassend gewandelt. Wir leben unter völlig anderen politischen Verhältnissen, Kinder wachsen mehrsprachig, bestens informiert und von kleinauf mit Medien wie dem Internet auf. Multikulturalität spielt sich vor der eigenen Haustür ab.
In Geschichten, die in der hiesigen Realität angesiedelt sind, finden Kinder Möglichkeiten zur Reflexion über ihre konkreten Alltagserlebnisse. Multikulturalität kann wiederum nicht ausschließlich hinter den Landesgrenzen wahrgenommen werden, sie ist längst Teil unserer eigenen Literaturproduktion geworden.
Für die Zielsetzung dieses Leseförderungspreises, nämlich „Kinder und Jugendliche zur Begegnung und Auseinandersetzung mit Literatur anzuregen“, braucht es den Fokus auf deutschsprachige Originalwerke. Es sind eben v.a. deren AutorInnen, die in diesem Land Lesungen durchführen und dabei direkt und wirkungsvoll Literatur vermitteln können. Zudem hat ein Text nur in seiner Muttersprache die ursprüngliche literarische Dichte und Authentizität.
Übersetzungen sind eine höchst anspruchsvolle Leistung mit einer ganz eigenen Qualität, die ohne Frage gewürdigt gehört! Übersetzungen und Originaltexte sind jedoch zwei verschiedeneliterarische Formen, die nicht miteinander konkurrieren, sondern separat wahrgenommen und gewürdigt werden sollten. Die Trennung der Sparten ist üblich. Ähnlich wie beim Preis der Leipziger Buchmesse, sollte deshalb auch beim DJLP eine separate neue Sparte eingerichtet werden, die ausdrücklich die Übersetzungsleistung auszeichnet.

Der Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ), der seit Jahren von vielen Seiten kritisiert wird, argumentiert mit folgenden Punkten:

1)      dass man die LeserInnen durch die Schwerpunktverschiebung auf deutschsprachige Originale nicht „von der internationalen Entwicklung“ abschneiden, sondern weiter den „Blick über den Gartenzaun“ ermöglichen möchte
2)      dass man es weiterhin für unerlässlich hält, „wichtige Impulse und neue literarische Entwicklungen aus anderen Ländern aufzunehmen und somit die Kinder- und Jugendliteratur hierzulande zu fördern“
3)      dass nicht die AutorInnen Ziel der Förderung seien, sondern die Leseförderung selbst
4)      dass der schwedische Astrid Lindgren Memorial Award und die britische Carnegie Medal ebenfalls international vergeben würden
5)      dass es bereits die Kranichsteiner Literaturstipendien und den Preis fürs Gesamtwerk gäbe,   die ausschließlich an deutschsprachige AutorInnen gingen.




Bei dieser Argumentation werden folgende Antworten hartnäckig ignoriert:

zu 1)
Deutschland ist das Land mit den meisten Übersetzungen – auf der Welt. Von einem „Abschneiden von internationalen Entwicklungen“ kann keine Rede sein. Der Buchhandel hält einen üppig gedeckten Tisch an Übersetzungen bereit. Fast jedes zweite Buch ist eine Übersetzung. Sie werden von Verlagen oft bevorzugt beworben und durch andere Vermittlungsinstanzen sichtbar gemacht und empfohlen. Dazu bedarf es nicht zusätzlich des DJLP.
In einer Zeit, in der sich manche/r deutschsprachige AutorIn aus Marketinggründen gezwungen fühlt, unter englischsprachigem Pseudonym und mit einer entsprechenden inhaltlichen Ausrichtung zu veröffentlichen, wird ein Problem eklatant: Nicht nur die Förderung der Vermittlung von fremden Lebensbereichen und Kulturen ist wichtig sondern mindestens ebenso die Förderung derVermittlung der eigenen kulturellen Identität. Diese Vermittlung wird benachteiligt.
Außerdem ist für interkulturellen Dialog der gegenseitige Austausch mit anderen Kulturen und Sprachen wichtig. Die Nominierungslisten und Preisträger des DJLP werden im Ausland wahrgenommen. Goethe-Institute, internationale Schulen und Bibliotheken bestellen die prämierten Titel und laden nicht selten die PreisträgerInnen zu Lesungen ein. Diese Gelegenheit, auch Kindern und Jugendlichen in anderen Ländern Geschichten aus Deutschland zu erzählen und somit in einen grenzübergreifenden Austausch zu treten, macht wenig Sinn, wenn in Paris auf dem Büchertisch des Deutschen Jugendliteraturpreises Titel aus USA und Neuseeland liegen – nur eben in deutscher Übersetzung.

zu 2)
a)      Deutschsprachige Bücher auszuzeichnen, die auf sprachliche und inhaltliche Qualität setzen, würde die eigene Literaturqualität fördern und sichern. Verlagen, die trotz wirtschaftlicher Erwägungen „riskante“ deutschsprachige Originaltitel nicht scheuen, die auf Anspruch und nicht auf leichtverkäuflichen Mainstream setzen, würde auf diese Weise ein Signal gegeben: neben der Suche nach ausgezeichneten (und bewährten) Lizenztiteln aus dem Ausland eben auch auf die qualitativ hochwertigen, deutschsprachigen Titel zu achten, sie ebenfalls ins Programm zu nehmen, sie zu stärken. Deren Wertschätzung durch den Staatspreis würde automatisch die Wertschätzung und Förderung durch die Verlage nach sich ziehen.
b)      Was für einen Eindruck mag die Literaturproduktion eines Landes im Ausland erwecken, in dem es zwar einen reichen Kinder- und Jugendliteraturmarkt gibt, wo aber kaum je ein deutschsprachiges Originalwerk den Deutschen Jugendliteraturpreis bekommt, eine Produktion, die also offenkundig schon im eigenen Land als preisunwürdig gilt?

zu 3)
a)      Wenn Leseförderung und Literaturvermittlung im Mittelpunkt stehen, darf nicht ignoriert werden, dass die beste VermittlerIn eines Buchs der/die AutorIn oder IllustratorIn selbst sind. AutorInnen und IllustratorInnen, die zu Lesungen in Schulen, Bibliotheken, Buchläden, auf Festivals, Buchmessen, in Literaturhäuser und Leseclubs eingeladen werden, bilden die direkte Brücke zwischen Buch und LeserIn. Sowohl das Vorlesen als auch das anschließende Gespräch mit jungen und älteren ZuhörerInnen schaffen den unmittelbaren, sinnlichen Zugang. Bei fremdsprachigen AutorInnen, die mit dem DJLP ausgezeichnet werden, fehlt diese „Brücke“: Die Autorin/der Autor wird – schon aus Sprach- und Entfernungsgründen – kaum Lesungen hier wahrnehmen.
b)      Fremdsprachige Bücher können in ihrem Herkunftsland mit ihrem Staatspreis ausgezeichnet werden und zusätzlich mit dem deutschen Staatspreis, während deutschsprachige Bücher mit ihrem eigenen Staatspreis kaum je ausgezeichnet werden und in anderen Ländern zu den jeweiligen Staatspreisen – verständlicherweise – keinen Zugang haben. Die öffentliche Anerkennung durch den Preis ist aber gerade für mutige, innovative Texte sehr wichtig. Milena Baisch, Preisträgerin Kinderbuch 2011, stellte fest: „Welch enorme Wirkung schon allein die Nominierung hat, um einem kleinen, individuellen Buch Aufmerksamkeit zu bescheren, hat mich selbst überrascht.“Konzentrierte man diese Aufmerksamkeit auf hiesige herausragende literarische Arbeiten, würde man nicht nur die AutorInnen selbst, sondern auch die Verlage darin unterstützen, den eingeschlagenen, oftmals riskanten, aber qualitativ hochwertigen Weg weiterzugehen. Eine langfristige Investition, mittels derer die Qualität originalsprachlicher Kinder- und Jugendliteratur gesichert und gesteigert werden kann. Anders gesagt: Die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur würde davon profitieren, wenn nicht bevorzugt „Impulse und Entwicklungen aus anderen Ländern“, sondern die eigenen kreativen Entwicklungen und Vorstöße, die eigene Risikobereitschaft und Innovation, die eigenen Impulse wahrgenommen, anerkannt und gefördert würden.

zu 4)
Der Astrid-Lindgren-Preis ist kein Leseförderungspreis wie der DJLP, sondern ein Gedächtnispreis für „Arbeiten im Geiste Astrid Lindgrens“.
Die britische Carnegie Medal wird vergeben an „books written in English and first published in the UK during the previous year”. Zwar kann der Autor/die Autorin demnach nichtbritisch sein, aber zugelassen sind nur englischsprachige und erstmals in Großbritannien verlegte Bücher. Der Fokus liegt genau dort, wo er auch für den DJLP wünschenswert wäre: auf muttersprachlicher Originalliteratur.

zu 5)
Abgesehen davon, dass das Kranichsteiner Literaturstipendium eben nicht der Deutsche Jugendliteraturpreis ist und davon getrennt (als Stipendium, nicht als Preis) wahrgenommen wird, richtet sich diese Unterstützung allein an JugendbuchautorInnen. KinderbuchautorInnen und IllustratorInnen sind hier ausgeschlossen. Dass der Preis für das Gesamtwerk an deutschsprachige AutorInnen geht, sollte nicht als Gegenbeispiel herangezogen werden müssen, sondern selbstverständlich sein.

In fast sechzig Jahren ist die Benachteiligung der deutschsprachigen Originalliteratur immer wieder beim Arbeitskreis für Jugendliteratur kritisiert und eine Änderung der Statuten angeregt worden – bisher vergeblich. Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) hat 2004 als Reaktion darauf ihre Mitgliedschaft im Arbeitskreis gekündigt. Ein offener Brief der Redakteurin Dr. Astrid van Nahl, der im März 2013 an das Familienministerium und den AKJ gegangen ist, blieb bisher ohne Folgen. Aber wir UnterzeichnerInnen sind der Meinung:

 

Eine Änderung der Vergaberichtlinien des Deutschen Jugendliteraturpreises in folgenden zwei Punkten ist unabdingbar und überfällig:

1)      Zugelassen werden sollen in der Bewertung durch Kritiker- und Jugendjury deutschsprachige Originalwerke in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch.
2)      Deutsche Übersetzungen von fremdsprachigen Werken sollen separat, das heißt in einereigenen Sparte/ eigenen Sparten prämiert werden.

Die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur möge nach nunmehr fast sechzig Jahren endlich vom Deutschen Jugendliteraturpreis angemessen wahrgenommen und gewertschätzt werden, so wie es auch andere Länder mit ihrer eigenen Literaturproduktion handhaben.




Unterschriften bitte an: DJLP_Initiative@gmx.de





Quellen:
1)       Wolfgang Bittner: Deutscher Jugendliteraturpreis. Ein Staatspreis für Lizenzen aus dem Ausland? Neue Rheinische Zeitung, 25.1.2012, Link: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17423
2)       Otfried Wolfrum: Über die unausgeschöpfte Effektivität des Deutschen Jugendliteraturpreises. Eine Dokumentation, Link: http://laetitia-verlag.de/210/Dokumentation_zum_DJLP.html
3)      Paul Maar: Einführungsreferat in Franz, K. und P. Maar (Herausg.): Leser treffen Autoren. Schneider, Hohengehren 2006, S. 4 ff.

26. Oktober 2012

Offener Brief an Herrn Ulrich Greiner (ZEIT online)

Offener Brief an Herrn Ulrich Greiner zu seinem Artikel  "Verkindlichung" (ZEIT online),
nachzulesen hier: http://www.zeit.de/2012/42/Buchmarkt-Kinder-und-Jugendbuch

Sehr geehrter Herr Greiner,

traurig genug, dass die ZEIT ihre Kinderseite seit einigen Monaten mit "ritsch-ratsch-raus" überschreibt.

Schlimm aber, dass sich dieser Ritsch-ratsch-raus-Gedanke im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendbüchern offensichtlich auch in den Köpfen der Mitarbeiter und Redakteure manifestiert hat.
Ihr unqualifizierter Rundumschlag gegen die Kinder- und Jugendliteratur macht mich als Autorin solcher Bücher sehr betroffen.
Nach der Lektüre Ihres Artikels muss ich annehmen, dass Sie sich niemals mit Kinder- und Jugendliteratur auch nur ansatzweise befasst haben.

Sie vergleichen Äpfel mit Birnen, wenn Sie die (übrigens fantastisch geschriebene) Harry-Potter-Serie mit den Werken des Deutschen Buchpreises vergleichen. Harry Potter hat meines Wissens nämlich bisher keinen Deutschen (Jugend)buchpreis gewonnen, zahlreiche wunderbare Kinder - und Jugendbücher hingegen durchaus.

Schade, dass Sie sich mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis offensichtlich gar nicht auseinandergesetzt haben. Es stünde der ZEIT gut zu Gesicht, sich dieses Themas nicht länger so stiefmütterlich anzunehmen. Aber Ihre ZEITung hat es ja sogar geschafft, das Kinder- und Jugenbuch ganz aus dem Feuilleton zu verbannen. So sind Ihnen leider wunderbare Bücher entgangen.

Oder kennen Sie "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Patrick Ness/Siobhan Dowd, das übrigens den Preis der Jugendjury 2012 bekam? Der Kampf eines Jungen mit dem schlechten Gewissen, weil er das lange Sterben seiner Mutter nicht mehr aushalten will, ist Ihnen nicht wirklich genug?
Sie suchen Geschichten aus der wirklichen Menschenwelt? Dann lesen Sie den Jugendbuchpreisträger 2012 "Es war einmal Indianerland" von Nils Mohl. Ich verspreche Ihnen, nach der Lektüre dieses Romans werden Sie sich nach einer besseren Welt sehnen.

Stattdessen legen Sie Bestsellerlisten für Ihre Argumentation zugrunde. Na gut, werfen wir einen gemeinsamen Blick darauf:
Seit Wochen befindet sich darauf das Jugendbuch von John Green - Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Hanser).
Das Leben und Lieben zweier krebskranker Jugendlicher - und auch das Sterben, ja auch das - ist Ihnen ebenfalls nicht wirkliche Menschenwelt genug?
Sie brauchen noch mehr davon? Dann empfehle ich Ihnen die Lektüre des anderen aktuellen Bestsellers.
 50 Shades of Grey wird sicher von zahlreichen halbwegs ambitionierten und gebildeten Erwachsenen gelesen.

Eins noch zum unterschiedlichen Leseverhalten von Kindern und Erwachsenen:
Kinder lesen Bücher, weil sie von ihnen gefesselt werden. Nicht weil sie auf Bestsellerlisten stehen oder irgendwo nominiert worden sind.
Es sind wir "gebildeten Erwachsenen", die sich auf Shortlists stürzen und Bücher lesen, die uns manchmal zu Tode langweilen, nur um eben zu diesem erlauchten Kreis dazu zu gehören, von dem Sie so andächtig schreiben. Ein Kind legt ein Buch zur Seite, wenn ich es nicht mit den ersten Sätzen schon zu packen weiß.

Das ist der Grund, warum ich weiter für Kinder- und Jugendliche schreiben werde und zahlreiche meiner Kollegen es zum Glück auch weiter tun. Denn ohne das von Ihnen so lächerlich gemachte Kinder- und Jugendbuch gibt es später keine "ambitionierten erwachsenen Leser".

Eins dieser Jugendbücher hat übrigens einer geschrieben, der in diesem Jahr auch für den Deutschen Buchpreis 2012 nominiert worden ist. Das dürfte Ihr anspruchsvolles Herz doch höher schlagen lassen.  Ich spreche von Wolfgang Herrndorf (Tschick).

Und um es mit seinen Worten aus dem mit dem Deutschen Jugendbuchpreis 2011 ausgezeichneten Roman zu sagen:

Die Welt ist schlecht und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden. Das hatten mir meine Eltern erzählt. Und das Fernsehen erzählt es auch. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch  war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.

Ich bleibe dann, zusammen mit Herrn Herrndorf, gerne weiter auf der Reise durch die wunderbare Welt der Kinder- und Jugendbücher.

Herzliche Grüße
Jutta Wilke

19. Dezember 2011

Deutscher Jugendliteraturpreis mal wieder ...

Der Deutsche Jugendliteraturpreis (DJLP) ist der einzige deutsche Staatspreis für Literatur. Er unterscheidet sich von anderen vergleichbaren Preisen in zwei wesentlichen Punkten:
Zum einen ist er kein Kulturpreis im üblichen Sinn, sondern eine Maßnahme/­ Projekt der Jugendhilfe, und damit deren Zielen (Leseförderung, Integration, Förderung bildungsbenachteiligter Jugendlicher) verpflichtet.
Zweitens, dieser Staatspreis ist nicht für unsere eigenen Autorinnen und Autoren reserviert. Im Ausland ist das nirgends der Fall. In allen anderen Ländern sind von den nationalen Jugendliteraturpreisen Übersetzungen ausgeschlossen.

Mit diesen Worten beginnt Dr. Otfried Wolfrum seine Dokumentation über "Die unausgeschöpfte Effektivität des Deutschen Jugendliteraturpreises".

Und bezieht sich damit auf eine Diskussion, die seit fast 60 Jahren, also seit Bestehen dieses Preises geführt wird.

Schon anlässlich der ersten Vergabe dieses Preises im Jahr 1962 sei Kritik laut geworden. Beide Preise wurden damals an Übersetzungen vergeben, was die FAZ kommentierte mit einer "Zweckentfremdung von Bundesmitteln".

Auch später geriet die Vergabepraxis des DJLP immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Paul Maar beklagt die Vernachlässigung der Deutschen Nachwuchsautoren und deren Bücher, Wolfgang Bittner nennt den DJLP schlicht "ein Trauerspiel".

Ich bin in einem Forum für rund 100 deutschsprachige Kinder- und Jugendbuchautoren aktiv. Auch hier wird dieser Preis und seine Sinnhaftigkeit alle Jahre wieder diskutiert.

Oft haben wir uns gefragt, warum unsere Bücher so viel schlechter sein sollen, als die der ausländischen Kollegen. Oder anders gefragt: Was haben sie, das wir nicht haben?

Diese Frage hat Otfried Wolfrum für uns in seinem Artikel beantwortet. Er verweist dazu auf die Ausschreibungsrichtlinien, in denen es heißt:



Nominiert und ausgezeichnet werden können ausschließlich Bücher, die im Jahr 2011 erstmals erschienen sind:
-   deutschsprachige Originalwerke lebender Autorinnen/ Autoren, Herausgeberinnen/Herausgeber und Illustratorinnen/Illustratoren,
-   deutsche Übersetzungen von fremdsprachigen Werken lebender Autorinnen/ Autoren und Herausgeber­innen/Herausgeber.
 

Was bedeutet das im Klartext?

Entscheidend ist alleine das Erscheinungsjahr in Deutschland.
Es können also von den Verlagen deutschsprachige Bücher aus dem Erscheinungsjahr eingereicht werden, wobei es für die Übersetzungstitel völlig irrelevant ist, wann sie im Original erschienen sind.

Die Titel unserer Kollegen aus dem Ausland hatten also mitunter schon über mehrere Jahre lang Zeit, sich zu etablieren, Preise und Anerkennung im Ausland einzuheimsen, sich einen Namen zu machen.

Die Verlage wissen das. Und reichen deswegen bevorzugt ihre Übersetzungstitel ein.
Deutsche Kinder- und Jugendbuchautoren haben deshalb bereits im Vorfeld wenige Chancen, überhaupt wahrgenommen und nominiert zu werden. Oft sind sie ja zum Zeitpunkt der Einreichungsfrist erst wenige Wochen überhaupt auf dem Markt.

Gleichzeitig sind sie aber auch chancenlos bei den Literaturpreisen in anderen Ländern. Denn dort werden Übersetzungen gar nicht erst zugelassen. Hier gilt das, was wir deutschsprachigen Autoren uns für "unseren" Literaturpreis wünschen. Ausgezeichnet werden ausschließlich heimatsprachliche Bücher, Übersetzungen können nicht eingereicht werden.

Die Richtlinien und die Vergabepraxis des Deutschen Jugendliteraturpreises sollten dringend neu diskutiert werden.
Deutsche Kinder- und Jugendbücher sollten endlich die Anerkennung erhalten, die sie meines Erachtens schon lange verdient haben.
Es geht mir nicht um Deutschtümelei oder Missachtung der wirklich teilweise wunderbaren Jugendbücher aus dem Ausland.
Aber es geht hier um eine dringend notwendige Würdigung deutschsprachiger Kinder- und Jugendbuchautoren für ihre Arbeit.

Die komplette Dokumentation von Herrn Dr. Otfried Wolfrum findet ihr hier: http://www.laetitia-verlag.de/210/Dokumentation_zum_DJLP.html