Gestern wurde jetzt nach jahrelanger Restaurationszeit etwas wieder eröffnet, das für mich schon seit Kindertagen DAS Sinnbild für diesen Park ist: Das Wilhelmsbader Karussell.
Ursprünglich erbaut um 1780 herum, thront es hoch oben auf einem Hügel über dem Park, wir Kinder liefen immer begeistert entweder den Hügel hinauf, um die zwar noch bunten, jedoch deutlich der Witterung und dem Verfall ausgesetzten Pferde und Kutschen zu bestaunen, oder wir gruselten uns beim Gang durch den alten Tunnel, der unter dem Karussell hindurch führt und einen Blick in das technische Wunderwerk des alten Vergnügungsapparates offenbart.
Sogar Goethe soll einst Wilhelmsbad besucht und dieses Karussell befahren haben.
Ich selbst habe das Karussell niemals fahrend erlebt, es stand still und war der langsamen Verfall preisgegeben. Auch in ihrer sichtbaren Vergänglichkeit hatten für mich die Pferde und Kutschen immer etwas Geheimnisvolles, fast Verwunschenes. Das Karussell wirkte auf mich stets wie in einen langen Schlaf versunken.
Kein Wunder, dass mich das magische Karussell in Cornelia Funkes Der Herr der Diebe sofort an unser Kleinod in Wilhelmsbad erinnerte und ich habe mir oft vorgestellt, was wohl passieren würde, wenn man auf einem dieser Pferde sitzen und sich im Kreis drehen könnte.
Aber das Karussell stand schon lange still, meines Wissens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Die Mitglieder eines 1998 gegründeter Fördervereins, viele viele Helfer und noch mehr Spenden haben es jetzt nach fast zwanzig Jahren tatsächlich geschafft, das alte Karussell zu neuem Leben zu erwecken. Das komplette Gebäude, die Technik, die Kutschen und Pferde, alles wurde liebevoll restauriert und wieder aufgebaut.
Und seit gestern dreht sich das Karussell wieder. Mit einem feierlichen Festakt wurde es eröffnet, erste Ehrengäste und geladene Gäste, darunter viele Alt-Hanauer, die als ganz kleine Kinder zum letzten Mal auf den Pferden saßen und gestern mit Tränen in den Augen in die Kutschen stiegen, drehten die ersten Runden zu den Klängen eines Leierkasten.
Mit einem dreitägigen Fest wird die Fertigstellung des Karussells in Wilhelmsbad gefeiert und ab heute dürfen auch alle anderen Besucher ein paar Runden drehen. Benutzt werden dürfen allerdings nur die Kutschen, um die kostbaren aufwändig restaurierten Pferde zu schützen. Ich werde versuchen, auch einen Platz zu ergattern. Und bin schon jetzt sicher, dass ein Hauch von Magie dabei sein wird, wenn sich das Karussell dreht.
Ein paar Fotos konnte ich gestern schon vor der offiziellen Eröffnung und dem Andrang machen. Weitere Bilder mache ich dann am Wochenende.
Wer mehr über die Geschichte des Karussells nachlesen will, kann das hier tun:
Die Geschichte des Wilhelmsbader Karussells
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